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Radtour 2009: Helsinki - Danzig


Tour-Daten der 12. Etappe:

Zeitraum: 05.08.2009 - 30.08.2009, davon 20.5 Fahrradtage
Streckenlänge: 1991 km, Gesamtanstieg: 5940 hm


Einzeletappen:

1. Tag: morgens: Flug Düsseldorf - Helsinki / nachmittags: Helsinki, Söderkulla, Boxby, Kullo, Porvoo - 59 km, 280 hm, max.: 42 m ü. NN - Hotelli Sparre Porvoo - gpsies.com
2. Tag: Porvoo, Illby, Forsby, Liljendal, Kimonkyla, Löytty, Koria, Kouvola - 100 km, 390 hm, max.: 81 m ü. NN - Sokos Hotel Vaakuna Kouvola - gpsies.com
3. Tag: Kouvola, Utti, Pasi, Kannuskoski, Monola, Lemi, Remunen, Rutola, Lappenranta - 112 km, 500 hm, max.: 111 m ü. NN - Citimotel - gpsies.com
4. Tag: Lappenranta, Hakali, Saimaa-Kanal, Nuijamaa, Selesnewo, Vyborg - 75 km, 270 hm, max.: 103 m ü. NN - Letuchaya Mysh Hotel - gpsies.com
5. Tag: Vyborg, Sokolinskoye, Sowezkiy, Klyuchevoye, Ermilovo, Ozerki, Zelenaya Roshcha, Smolyachkovo, Zelengotsk - 114 km, 380 hm, max.: 87 m ü. NN - Gelios Hotel - gpsies.com
6. Tag: Zelengotsk, Repino, Solnechnoye, Aleksandrovskaya, St. Petersburg - 68 km, 120 hm, max.: 29 m ü. NN - Nevsky Grand Hotel - gpsies.com
*** Ruhetag in St. Petersburg *** - Nevsky Grand Hotel
7. Tag: St. Petersburg, Strel'na, Gorbunki, Razbegaevo, Oliki, Malye Gorki, Kipen, Volkovitsy, Elizavetino, Kikerino, Kalitino - 107 km, 240 hm, max.: 146 m ü. NN - Hotel Kalitino - gpsies.com
8. Tag: Kalitino, Volosovo, Domashkovitsy, Opol'e, Kingisepp, Komarovka, Ivangorod, Narva - 102 km, 100 hm, max.: 153 m ü. NN - Hotell Inger - gpsies.com
9. Tag: Narva, Johvi (Jewe), Kurtna, Iisaku (Isaak), Kauksi (Kauks) - 107 km, 230 hm, max.: 78 m ü. NN - Kauksi Puhkemaja - gpsies.com
10. Tag: Kauksi (Kauks), Lohusuu, Mustvee (Tschorna), Kallaste, Alatskivi, Koosa, Vara, Tartu (Dorpat) - 106 km, 170 hm, max.: 81 m ü. NN - Hotel Tampere Maja - gpsies.com
11. Tag: Tartu (Dorpat), Otepää (Odenpäh), Shiva, Sangaste (Sagnitz), Tsirguliina, Valga, Valka (Walk) - 98 km, 430 hm, max.: 160 m ü. NN - Hotel Otra Elpa - gpsies.com
12. Tag: Valka (Walk), Smiltene (Smilten), Rauna (Ronneburg), Priekuli, Cesis (Wenden) - 96 km, 480 hm, max.: 206 m ü. NN - Hotel Kolonna Hotel Cesis - gpsies.com
13. Tag: Cesis (Wenden), Raiskums, Ligatne (Ligat), Vildoga, Sigulda (Segewold), Allazi (Allasch), Ropazi (Rodenpois), Lici, Riga - 116 km, 530 hm, max.: 114 m ü. NN - Old City Boutique Hotel Riga (Hotel Viesturs) - gpsies.com
*** Ruhetag in Riga *** - Old City Boutique Hotel Riga (Hotel Viesturs)
14. Tag: Riga, Gaismas, Berzpils, Plakanciems, Mellupi, Iecava (Eckau), Renceles, Mezotne (Mesothen) - 83 km, 120 hm, max.: 31 m ü. NN - Mežotne Palace - gpsies.com
15. Tag: Mezotne (Mesothen), Bauska (Bauske), Ritausmas, Adzuni, Zeimelis, Kriukai, Joniskis, Meskuiciai, Siauliai (Schaulen) - 105 km, 190 hm, max.: 131 m ü. NN - Viešbutis Hotel Šaulys - gpsies.com
16. Tag: Siauliai (Schaulen), Bubiai, Aunuvenai, Luoke, Telsiai, Lieplauke, Alsedziai, Plateliai - 112 km, 480 hm, max.: 185 m ü. NN - Hotel Linelis - gpsies.com
17. Tag: Plateliai, Salantai, Kulupenai, Kretinga, Kretingale (Deutsch-Krottingen), Klaipeda (Memel), Juodkrante (Schwarzort) - 107 km, 240 hm, max.: 164 m ü. NN - Hotel Kurenas - gpsies.com
18. Tag: Juodkrante (Schwarzort), Nida (Nidden), Morskoje (Pillkoppen), Rybatschi (Rossitten), Lesnoje (Sarkau) - 81 km, 140 hm, max.: 38 m ü. NN - Hotel Kurische Nehrung - gpsies.com
19. Tag: Lesnoje (Sarkau), Selenogradsk (Cranz), Kaliningrad (Königsberg) - 50 km, 130 hm, max.: 47 m ü. NN - Hotel Kaliningrad - gpsies.com
20. Tag: Kaliningrad (Königsberg), Sossejnoje, Laduskin (Ludwigsort), Mamonovo (Heiligenbeil), Braniewo (Braunsberg), Frombork (Frauenburg) - 75 km, 210 hm, max.: 78 m ü. NN - Haus Rheticus - gpsies.com
21. Tag: Frombork (Frauenburg), Tolkmick, Rubno Wielkie, Marzecino, Nowy Dwor, Jantar, Danzig - 118 km, 310 hm, max.: 110 m ü. NN - Hotel Willa Albatros - gpsies.com
*** Ruhetag in Danzig ***
*** Zugfahrt nach Berlin ***
*** Rückfahrt nach Bochum bzw. Stuttgart ***


Tourkarte:


Tourbericht:

Die Radtour des Jahres 2009 haben wir auf dreieinhalb Wochen ausgedehnt, damit wir sowohl den russischen Abschnitt um St. Petersburg als auch die Enklave um Kaliningrad mit dem diesjährigen Visum abdecken konnten. Dafür haben wir uns dieses Jahr aber auch drei freie Tage zur Stadtbesichtigung gegönnt. Wie im Vorjahr haben wir alle Hotels im Voraus gebucht. Falko hat hierbei den schwierigeren Teil in Russland übernommen, ich den dafür etwas umfangreicheren im Baltikum und Polen. Aus Vorsicht vor den erwartet schwierigen Verkehrsverhältnissen in Russland und dem Baltikum haben wir uns alle einen Fahrradhelm zugelegt.

--- 1. Tag ---

Der erste Tag war gleichzeitig unser Anreisetag. Morgens flogen wir ab Düsseldorf mit der Air Berlin nach Helsinki, wo wir gegen Mittag eintrafen. Hier hat uns auch gleich die erste Katastrophe ereilt. Mein Vorderrad war vom Flug so verbogen, als wenn im Frachtraum der Maschine ein tonnenschwerer Container direkt darauf gestanden hätte. Fahrradmitnahme bei Air Berlin also schon mal ein Reinfall.

Eigentlich wollten wir ja vom Flughafen in Helsinki direkt zum alten Fährterminal (Bild), dem Endpunkt der Etappe des letzten Jahres radeln, um dort die Halbtagesetappe nach Porvoo zu beginnen. Stattdessen mussten mir nun mit den Rädern im Bus ins Stadtzentrum fahren. Zum Glück konnte uns in einem Fahrradladen schnell geholfen werden. Allerdings schlug das neue Laufrad (ohne Mantel) auch gleich inklusive einem Notlagenausnutzzuschlag mit 70 Euro zu Buche. Für einen nun ebenfalls benötigten Schraubschlüssel, das neue Rad hat keinen Schnellverschluss, wurden nochmals läppische15 Euro fällig.
Immerhin waren es vom Fahrradladen bis zum Fährterminal aber nur noch 4 km, so dass wir zeitig mit unserer eigentlichen Etappe nach Porvoo beginnen konnten. Vom Fährterminal fuhren wir zunächst den Radweg entlang der stark befahren Hauptstraße nach Osten, ehe wir der Beschilderung über Nebenstraßen und Spazierwege folgten. Am ersten Nachmittag haben wir uns auch gleich das einzige Mal der Tour verfahren, als wir treu der Radwegbeschilderung folgten und ein versteckt angebrachtes Schild übersahen.
In Porvoo selbst haben wir uns abends in einem Restaurant am Wasser (Bild) gesund von Lachscreme- bzw. Tomatensuppe und Caesars Salat ernährt. Es sollte das schönste Abendessen in Finnland bleiben.
--- 2. Tag ---

In Finnland haben wir unsere Strecke weitgehend an den offiziellen Fahrradwegen orientiert, die größtenteils auch irgendwie ausgeschildert sind. Oftmals bestand die Beschilderung allerdings aus einfachen Aufklebern, die teilweise von der Sonne dermaßen ausgeblichen waren, dass man die richtige Richtung nur durch Fühlen und Intuition erraten konnte.

Abseits der Hauptstraße hatten wir heute bereits in Finnland Kontakt mit recht üblen Waschbrettpisten, also jenen staubig lehmigen Schotterstraßen, deren wellige und harte Oberfläche für Wirbelsäule und Handgelenke die reinste Tortour darstellt.
Landschaftlich war die leicht hügelige Strecke durch Felder und Wälder recht abwechslungsreich. Zudem präsentierte sich das Wetter in Bestform: Sonne pur.

Die Ortschaften am Wegesrand waren recht klein. In dem fürs Mittagessen ausgeguckten Ort kam vor dem erwarteten Ortszentrum schon das Ausgangsschild. Für uns blieb daher nur ein Schnellrestaurant an einer größeren Straßenkreuzung.
Nach dem Essen fuhren wir weiter nach Kouvola. Die Stadt selbst war nicht besonders attraktiv und bestand hauptsächlich aus eckig betonierten 1960er-Jahre Gebäuden.

In der ebenso gestalteten Fußgängerzone haben wir unser Abendessen bei einem Mexikaner eingenommen.
--- 3. Tag ----

Die Strecke von Kouvola nach Lappeenranta wollten wir wiederum nicht entlang der Hauptstraße fahren, so dass wir diese nördlich in Richtung Seenplatte umfahren haben.

Gegenüber gestern wurde es heute auch etwas anstrengender. Die Landschaft wurde noch hügeliger und einige Rampen waren schon so steil, dass wir auf den unbefestigten Schotterstraßen in den ersten Gang schalten mussten.
Noch vor dem Mittagessen legten auch die unangenehmen Waschbrettpisten einen Gang zu. Auf einem zum Glück recht kurzen Abschnitt hatte unsere Tour mehr Ähnlichkeit mit Bullen reiten als mit Fahrrad fahren.
In Lappeenranta selbst fand an diesem Wochenende ein überregionales Pferderennen statt.

Es war deshalb schon im Vorfeld schwierig für den Freitag Abend dort noch ein Zimmer zu ergattern. Wir mussten uns mit zwei kleinen Einzelzimmern, einem Zustellbett und Etagen-WC in einem recht schmierigen Etablissement mit Jugendherbergscharakter in der betonklobigen Südstadt für den stolzen Preis von 120 Euro begnügen. Für uns bedeutete das die erste Nacht dieser Tour ungeduscht und mit Fahrradbekleidung zu schlafen.
--- 4. Tag ---

Auf das Frühstück am nächsten Morgen haben wir dankend verzichtet. Stattdessen fuhren wir den nächsten Supermarkt an und kauften uns dort die benötigten Zutaten zusammen.

Wegen des heute anstehenden Grenzübertritts nach Russland waren wir alle recht neugierig auf die Etappe. Kommen wir mit unserem Visum über die Grenze? Wie lange dauert die Abfertigung? Wie klappt die Verständigung? Unsere Russischkenntnisse beschränkten sich auf das einen halben Tag vor Abfahrt notdürftig gelernte kyrillische Alphabet.
Nach der Stadtausfahrt über die Hauptstraße erreichten wir den Saimaa-Kanal, der den großen Saimaasee mit der Ostsee bei Wyborg verbindet. Auf finnischer Seite verläuft ein schöner Radweg parallel zum Kanal, den wir auch benutzten (Bild oben).

Schon bald zweigte ein Altarm des Kanals ab, so dass wir plötzlich auf einem schmalen Damm beidseitig vom Wasser umschlossen waren. Unsere Befürchtung in eine Sackgasse zu fahren, bestätigten sich zum Glück nicht, am Ende des Dammes befand sich eine Selbstbedienungsfähre (Bild) mit der wir den Altarm überqueren konnten.
Nach etwa 30 km näherten wir uns der Grenze. Über eine Brücke mit herrlichem Ausblick mussten wir zunächst nochmals den Saimaa-Kanal (Bild) überqueren.

Zu unserer Verwunderung handelte es sich bei der Grenzanlage nicht mehr um die beschaulichen Häuser, die wir uns zuhause noch auf den Sattelitenbildern von Google-Earth angeschaut hatten. Die Neubauten hatten auf finnischer Seite eher die Dimension eines kleinen Flughafens. Die hochgerüstete EU-Außengrenze machte mit einem Wirrwarr von Fahrspuren und Thermoscannern für einfahrende LKW einen imposanten Eindruck (Bild unten). Doch es herrschte wenig Betrieb und die Ausreiseformalitäten waren schnell erledigt.
Vor uns lag ein mehrere Kilometer langer Streifen Niemandsland.

Ausgerechnet hier bereite uns Falkos Fahrradkette Probleme. Ein Niet zwischen zwei Kettengliedern war schon einseitig herausgesprungen und hielt die Kette nur noch notdürftig zusammen. Im Niemandsland wollten wir aber auch keinen Argwohn mit aufwändiger Werkzeugsuche im Gepäck und verdächtigen Reparaturen am Fahrrad erregen. So hangelten wir uns noch zu den russischen Grenzposten durch.

Hier stellten wir uns brav in der Autoschlange an. Insgesamt gab es vier Grenzposten: Der erste regelte nur die Zufahrt, beim zweiten wurden Pässe, Visa und ein zuvor ausgefülltes Einreisedokument kontrolliert, der dritte schaute sich die Fahrräder an und der vierte, welcher sich nach wenigen 100 m befand überprüfte, ob wir auch noch alle Dokumente beisammen hatten. Ohne eine Miene zu verziehen wünschte man uns "Good luck", was sich so anhörte, als wenn wir es auch noch brauchen würden.
Etwa 2 km hinter der Grenze konnten wir uns der Reparatur von Falkos Fahrradkette widmen. Zum Glück hatten wir passendes Werkzeug dabei, mit dem wir den Niet wieder ins richtige Glied drücken konnten.

Zügig fuhren wir weiter. Die Straßenverhältnisse waren bisher sehr gut (Bild unten), wir konnten keinen Unterschied zu Finnland ausmachen. Zur Umfahrung einer Hauptstraße wollten wir eigentlich einen Feldweg nutzen, dieser war jedoch mit Verbotsschild gesperrt und in Sichtweite befand sich ein Grenzvorposten. So entschieden wir uns doch lieber für die Hauptstraße.
Aufgrund des schlechten Hotels vom Vortag hatte Falko in Vyborg ein vermeintlich besseres Hotel ausgesucht. Umso größer der Schock als an der im Google-Earth-Ausdruck markierten Stelle nur ein vergammelter Gründerzeitbau steht. Der Wahrheit nicht ins Auge blickend sind wir noch einmal um den ganzen Block gefahren und haben nach einem angemessenen Gebäude gesucht. Fehlanzeige. Es musste sich um dieses zunächst übersehene Gebäude handeln. Erst bei genauerem Hinsehen war der Name des Hotels im Eingangsbereich zu entdecken. Entwarnung nach Betreten des Gebäudes. Im Inneren präsentierte sich unsere Übernachtungsstätte schick und frisch renoviert. Einziger Makel war das dritte Bett, leider nur ein Zustellbett mit dünner Schaumstoffmatratze auf labbrigem Drahtrost. An dieses Bett kann ich mich deshalb so gut erinnern, weil ich es bei unserer diesjährig zweiten Bettenverlosung gewonnen habe.

Als einziger Lichtblick vor dem Schlafengehen blieb für mich daher das Abendessen, welches wider Erwarten auch sehr gut war. Von der russischen Speisekarte habe ich das Boef Stroganoff mit Reis gewählt, als Vorspeise Lachscremesuppe sowie als Nachspeise Pfannkuchen mit Eis und Schokoladensauce. Bis auf die etwas zu fischige Suppe alles sehr lecker, insgesamt Platz 2 auf der diesjährigen Tour.

Irgendwann mussten wir dann aber auch bezahlen. Zum Geldwechseln waren wir bisher noch nicht gekommen, so versuchten wir unser Glück mit Euros und Visakarte. Beides war im Restaurant allerdings unerwünscht. Man zeigte uns stattdessen den Weg zu einem Supermarkt mit Geldautomaten. Falko und ich versuchten nun die russischen Rubel zu beschaffen, Marion blieb als Pfand im Restaurant zurück. Der Supermarkt entpuppte sich als wenig hilfreich, der Geldautomat war natürlich kaputt. Wir beschleunigten unsere Schritte und suchten als nächstes den Bahnhof auf. Erster Versuch mit EC-Karte fehlgeschlagen, ebenso die nachfolgenden. Statt russischer Rubel nur wenig hilfreiche Fehlermeldungen a la „Transaktion kann nicht durchgeführt werden.“ Unsere letzte Chance war die Visakarte. Diese mochte der Automat zum Glück besser und spuckte nach Eingabe der Geheimzahl die erwünschten Rubel aus. Endlich konnten wir zurück ins Restaurant und Marion auslösen.
--- 5. Tag ---

Die Strecke von Wyborg nach Zelenogorsk legten wir an der Küstenstraße A123 zurück, von der wir uns erhofften, nicht so stark befahren zu sein. Nach der Stadtausfahrt von Wyborg bekamen wir einen ersten Vorgeschmack auf russische Straßenverhältnisse: Die Asphaltstraßen mit Schlaglöchern durchsetzt und die unbefestigten Abschnitte dazwischen uneben und holprig (Bild). Insgesamt aber durchaus machbar, vor allen Dingen wegen der breiten unbefestigten Bankette, auf die man jederzeit ausweichen konnte, wenn es bei einem LKW-Überholmanöver mal eng wurde. Bei Primorsk verbesserte sich die Straßenqualität, es handelte es sich hier wohl um einen neueren Abschnitt.
Gegen Mittag steuerten wir ein Lebensmittelgeschäft (Bild) an. Diese waren nach Transkription der kyrillischen Schrift leicht zu identifizieren: „Produkti“ bzw. „Magazin“. Wir kauften Käse, Wurst und ein paar Getränke ein. Die Verständigung erfolgte mit Händen und Füßen, zum Beispiel wenn es um das Kleinschneiden der Wurst ging. Die durchweg netten Verkäuferinnen hatten jedenfalls ihren Spaß und freuten sich jedes Mal wenn sie verstanden hatten, was wir wohl mit unseren Gesten meinten.

Unsere erworbenen Waren verspeisten wir vor dem Laden. Es dauerte nicht lange, bis wir erste Bekanntschaft mit russischen Jugendlichen machen. Diese waren gewiss freundschaftlich gesinnt, aber für unseren Geschmack etwas aufdringlich. Insbesondere nachdem der erste Bezug, den sie zu Deutschland herstellen konnten, sich als SS herausstellte. Man lud uns noch zu einem Abendessen ein, wir lehnten dankend ab und zogen bei erstbester Gelegenheit davon.
Nach dem Mittag führte die Straße direkt an die Ostsee. Wir entschlossen uns daher zu einer weiteren Pause (Bild unten).

Aufgrund von Geschwemmsel und teilweise kiesigem Strand nahmen wir aber von einer Abkühlung in der Ostsee Abstand.

Im weiteren Verlauf wurde die Qualität der Straße erstklassig, da diese erst vor wenigen Tagen asphaltiert worden war. Über eine Länge von gut 40 km waren die Bauarbeiter noch mit dem Setzen von Bordsteinen und dem Eingraben von Abwasserleitungen beschäftigt. Die gute Qualität hielt bis kurz vor Zelenogorsk an, so dass wir zügig vorankamen.
In Zelenogorsk hatten wir leichte Reservierungsprobleme mit dem Hotel. Aufgrund der Namensähnlichkeit mit dem erst zwei Wochen später angesteuerten Selenogradsk an der kurischen Nehrung war uns ein Datumsdreher unterlaufen.

Wir versuchten daher an der Rezeption unser Anliegen, ein Zimmer für drei Personen zu buchen, deutlich zu machen. Erst in Englisch, dann mit Händen und Füßen, schließlich durch Aufzeichnen. Wir wurden nicht verstanden. Was kann man wohl meinen, wenn man mit der Hand drei Finger zeigt und den zur Seite geneigten Kopf mit dem Ohr auf die Handflächen legt? Oder wenn man einen Raum mit drei Betten zeichnet? Man wollte uns einfach nicht verstehen.
Jetzt konnte nur noch Falkos russischsprachiger Arbeitskollege helfen, den wir sofort anriefen. Nachdem dieser mit dem Rezeptionisten gesprochen hatte, lief plötzlich alles einwandfrei. Wir bekamen ein Dreibettzimmer und der Rezeptionist konnte uns in brüchigem Englisch sogar erläutern, wo wir die Fahrräder über Nacht hinstellen sollten.

Nach diesem Erlebnis gingen wir zunächst auf unser Zimmer, dann an den Strand (Bild unten). Zelenogorsk entpuppte sich hierbei als eine Art Rimini für den St. Petersburger Raum mit einigen großen Hotelbauten in Plattenbauweise. Mit viel Phantasie konnte man sich unser Badezimmer als ehemaligen Abhörraum mit verspiegelter Scheibe zum Schlafraum und separater Flurtür vorstellen. Am Strand herrschte noch reges Treiben, bei klarer Sicht war die Skyline vom etwa 50 km entfernten St. Petersburg am Horizont über der Ostsee schemenhaft zu erkennen.
Zum Abendessen hatten wir uns zunächst das benachbarte Hotel ausgeguckt. Nachdem wir im Foyer des Hotels herumirrten, führte uns ein Angestellter des Hotels in die Skylounge der obersten Etage.

Dort befanden sich um 20:40 Uhr zwar keine Gäste aber immerhin drei Restaurantangestellte. Auch hier konnte und wollte man uns nicht verstehen. Ja, was können wir in dem Restaurant wohl gewollt haben?

Erst als wir das im Russischen gleich lautende Wort „Pasta“ erwähnten, wurde die Geschichte mit dem Nichtverstehen unglaubwürdig und man gab uns zu verstehen, dass das Restaurant um 21 Uhr schließe und die Zeit bis dahin doch etwas knapp sei. Wir haben verstanden und ein anderes Restaurant aufgesucht. Dort bediente man uns vorzüglich und wir haben ein leckeres Hähnchen-Schaschlik verspeist.
--- 6. Tag ---

Für die Einfahrt nach St. Petersburg hatte Falko sich besondere Mühe gegeben und in einem Internetforum des St. Petersburger Fahrradclubs nach der besten Route gefragt. Diese gestaltete sich dementsprechend abwechslungsreich. Den parallel zur Hauptstraße führenden Radweg (Bild) verließen wir am nächsten Tag wenige Kilometer hinter Zelenogorsk, eine Nebenstraße führte uns schließlich an den Sandstrand.
Am Strand angekommen, schoben wir unsere Räder zunächst über den trockenen Feinsand ans Wasser. Dort war der Strand ausreichend nass und fest, so dass er sich bestens zum Befahren eignete (Bild).

Je mehr wir uns St. Petersburg näherten, desto weniger ansehnlich wurde der Strand. Im äußersten Zipfel der Ostsee sammelte sich eine Menge von der Strömung angetriebenes Treibgut. An der Küste verstreut liegende Hotels machten einen eher verwaisten Eindruck.

Als kleine Gemeinheit für Fahrradfahrer mussten wir an einem Zulauf unsere Räder noch über eine hölzerne Brücke tragen. Mit Gepäcktaschen eine gar nicht so leichte Übung.
Nach mehreren Kilometern am Strand und anschließend über die grüne Wiese (Bild) mussten wir jedoch zurück auf die Straße.

Jetzt hieß es ein wenig zu improvisieren. Wir folgten der Bahnlinie, bogen auf eine alte Straße parallel zum neuen Stadtring, durchquerten einen Grünzug und landeten schließlich in einer Plattenbausiedlung im St. Petersburger Norden.
Die Plattenbausiedlung (Bild) entsprach ziemlich genau den gängigen Vorstellungen über die russische Bebauung in Vorstädten.

Erschreckend war nur, dass gleich an der nächsten Straßenecke in noch gigantischerer Weise weiter gebaut wurde. Statt rechteckigen Fassadenelementen bevorzugt man aber mittlerweile eher abgerundete Fassaden.
Da die heutige Etappe etwas kürzer war, blieb uns nach dem Duschen noch genug Zeit für einen ersten kleinen Spaziergang durch die Stadt.

Glücklicherweise hatte Falko uns recht zentral in der Nähe des Newskij Prospekt ein Hotel gebucht. Erstes Ziel unserer Besichtigung war die Kasaner Kathedrale (Bild).

Anschließend folgten wir dem Newskij Prospekt stadtauswärts bis zur Anitschkow Brücke.
Für den Rückweg wählten wir einige nördlich gelegene Seitenstraßen und kamen so noch an der sehenswerten Auferstehungskirche (Bild) vorbei.
--- Ruhetag in St. Petersburg ---

Am nächsten Morgen starteten wir unsere umfangsreiche Besichtigungstour, die uns unter anderem auch an der am Schlossplatz gelegenen Eremitage (Bild) vorbei führte.

Nachdem wir morgens die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abgelaufen hatten, gönnten wir uns nachmittags eine Bootsfahrt durch die Kanäle von St. Petersburg.
Das 1910-12 erbaute Hotel Astoria am Isaaksplatz. Hier hatte ein größenwahnsinniger Diktator bereits eine Siegesfeier für eine nicht zu gewinnende Belagerung der damaligen Stadt Leningrad geplant.
Das 1912 fertig gestellte ehemalige Gebäude der Deutschen Botschaft wurde von dem Architekten Peter Behrens entworfen.
--- 7. Tag ---

Verlassen wollten wir St. Petersburg am nächsten Morgen möglichst früh. Doch hier kam uns wieder ein Musterbeispiel russischer Servicekultur in die Quere.

Auf die Minute pünktlich zum Frühstücksbeginn standen wir am Buffet, wo natürlich noch nichts aufgebaut war. Die Bestückung des eher durchschnittlichen Buffets dauerte dann auch "nur" eine gute halbe Stunde. Unsere Bitte, wenigstens die Butter schon mal bereit zu stellen, führte dazu, dass diese dann zu allerletzt gebracht wurde. Naja, wir bewiesen die nötige Geduld und starteten somit etwas verspätet.
Vom Stadtzentrum mussten wir in südlicher Richtung fahren, so dass wir vor Erreichen des Wohngürtels noch das Hafengebiet passiert haben. So schön wie in der Innenstadt war es hier natürlich nicht (Bild).

Das Ortsausgangsschild von St. Petersburg passierten wir auf der Straße nach Strelna. Dort verließen wir den Küstenbereich und fuhren weiter ins Landesinnere.

Hier wurden die Lebensverhältnisse deutlich ärmer und die Straßenqualität schlechter (Bilder unten).
Kurz vor dem Mittag überraschten uns die ersten Regentropfen. Wir stellten uns an einem kleinen Lädchen für Lebensmittel unter und kauften ein paar Esswaren ein.

Wer die Atmosphäre in deutschen Supermärkten kennt, ist immer wieder überrascht, mit welcher Liebenswürdigkeit und Ruhe man teilweise in den russischen Lädchen bedient wird. Bei der geringen Kundenzahl scheint jeder Kunde eine willkommene Abwechslung zu sein.

Die nächste halbe Stunde hörte der Regen nicht auf, wir nutzten daher die gegenüber liegende Bushaltestelle zum Unterstellen und Verzehr der eingekauften Süßwaren.
Falko und Marion hatten den weiteren Streckenverlauf mit Google-Earth geplant und entsprechende Ausdrucke als Ergänzung der Straßenkarte dabei. Straßenschilder waren in dieser Region Mangelware, so dass uns die Google-Bildchen einen guten Dienst erwiesen haben.

Der Wunsch nach möglichst kleinen Straßen führte uns über einen recht holprigen Feldweg. Plötzlich versperrte uns eine Schranke mit russischem Warnschild den weiteren Weg. Trotz Sprachführer konnten wir das Schild nicht entziffern. In meiner Phantasie stand dort so etwas wie „Giftmülldeponie“ oder „strahlenverseuchtes Gebiet“. Nach kurzer Überlegung entschieden wir uns dafür umzudrehen. Mittlerweile haben wir das abfotografierte Schild übersetzen lassen: „Achtung! Von Hunden bewachtes Privatgelände, Durchgang verboten.“. Auch wenn wir bei der Weiterfahrt wahrscheinlich ohne Hundebiss davongekommen wären, war die Umkehr zumindest die vernünftigere Entscheidung.
Schon im Vorfeld war es schwierig gewesen, zwischen St. Petersburg und der estnischen Grenze eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Letztlich gab es nur zwei Möglichkeiten: ein Hotel in Sosnowyj Bor, welches sich aufgrund des nahe gelegenen Kernkraftwerks zwar in einem Sperrgebiet befindet, das anscheinend aber nicht so restriktiv überwacht wird, und eine Unterkunft in Kalitino, welche wir als sichere Variante gewählt haben (Bild).

Kalitino entpuppte sich als recht kleine Ansammlung von drei- bis viergeschossigen Flachdachbauten im Plattenbau-Style an einer Straßenkreuzung. Mittendrin gab es einen kleinen Lebensmittelladen. Das als Hotel genutzte Gebäude war äußerlich nicht als solches zu erkennen (Bild unten). Wir mussten uns also durchfragen. Umso größer war die Überraschung als das unmittelbar an der Straßenkreuzung gelegene kasernenartige Gebäude unser Hotel sein sollte. Drinnen war natürlich alles sehr einfach und entsprechend alt eingerichtet. Hauptsache drei Betten. Geduscht haben wir heute lieber nicht, stattdessen unsere Fahrradsachen zum Schlafen angelassen. Und nun das Positive: Das ganze Abenteuer gab es zu einem unschlagbaren Preis von umgerechnet 20 Euro für drei Personen ohne Frühstück.

Unser Abendessen haben wir im benachbarten Lebensmittelladen zusammengekauft. Auch dort war die Bedienung sehr hilfsbereit und freundlich. Die von uns ausgesuchte Salami haben wir nach einer knappen Geste in Scheiben geschnitten bekommen. Ansonsten kauften wir noch Brot, Butter und Käse. Die Lebensmittel waren sehr lecker. Wahrscheinlich kommt man in Russland noch ohne die zuhause üblichen Farbstoffe, Geschmacksverstärker und sonstigen Zusatzstoffe aus.
--- 8. Tag ---

Nach einem kurzen Frühstück, welches aus den Überbleibseln des gestrigen Abendessens bestand, radelten wir am nächsten Morgen aus Kalitino.
Wirkte das Wetter zunächst recht beständig, so überraschte uns noch am Vormittag ein längerer Regenschauer. Unterstellmöglichkeiten waren Mangelware, so setzten wir mit voller Regenmontur unsere Strecke fort, bis wir gegen Mittag eine Art Bar für Fernfahrer an einer größeren Straßenkreuzung erreichten.
Mit Mühe entzifferten wir einige Bruchstücke der russischen Speisekarte (Bild). Schließlich trauten wir uns, bei der Bestellung auf ein Gericht zu zeigen.

Die Bedienung verstand. Wir hatten ein mit Pilzragout gefülltes Hähnchenschnitzel und Pommes bestellt. Dazu eine Cola. Alles in allem für umgerechnet 12 Euro, wohlgemerkt für 3 Personen.
Als wir weiter fuhren hatte der Regen etwas nachgelassen und stellte sich im weiteren Verlauf des Nachmittags ein. Auf einer größeren Straße fuhren wir nun Richtung Staatsgrenze, der LKW-Verkehr nahm stetig zu.

Als letzte Waffe vor Passieren der Staatsgrenze hatten sich die russischen Straßenbauer noch eine besondere Gemeinheit für uns ausgedacht. Als Vorbereitung auf eine geplante Neuasphaltierung hatten sie die oberste Schicht des Straßenbelags schon abgefräst. Übrig blieb eine geriffelte Oberfläche auf der unsere Räder nur so dahinhoppelten. Der Sitz auf dem Fahrrad glich einem hochfrequenten Massagestuhl, nur dass die ewigen Stöße nicht angenehm waren.
Die Staatsgrenze teilt die russische Stadt Ivangorod von der größeren estischen Stadt Narva. Es gab daher reichlich Fußgänger beim Grenzübertritt, die zum Einkaufen oder Arbeiten ins andere Land gingen. Mit unseren Rädern konnten wir uns in der Fußgängerschlange anstellen. Doch davor mussten wir uns noch an der langen Autoschlange vorbei drängeln.
Auf estischer Seite suchten wir sofort unser Hotel auf. Als Ausgleich zur letzten Nacht haben wir uns in Narva ein recht komfortables Hotel gegönnt.

Nach einer kurzen Stadtbesichtigung, bei der wir auch die Hermannsfeste (Bild) besuchten, hatten wir Hunger. Leider war das von uns ausgesuchte Restaurant nur mäßig.
--- 9. Tag ---

Für die baltischen Staaten hatten wir jeweils separate Fahrradkarten. Den hiernach ausgewiesenen Fahrradwegen zu folgen, war besonders in Estland angenehm, da dort die Wege auch entsprechend ausgeschildert waren.

Im Wesentlichen sind wir der Beschilderung gefolgt, haben aber einige Umwege bewusst ausgelassen. Entweder weil sie uns zu lang erschienen oder weil die Qualität des Straßenbelags einfach zu schlecht war.

Am Wegesrand befanden sich mehrere Gedenksteine an einen dunklen Abschnitt deutscher und europäischer Geschichte (Bild) sowie deutsche Soldatenfriedhöfe.
Gleich auf der ersten Holperstrecke (Bild unten) hat sich eine volle Getränkeflasche von meinen Packtaschen gelöst und ist derart unglücklich zwischen Speichen und Kette gefallen, dass mir eine Speiche gebrochen ist und ich eine ordentliche Acht im Hinterrad hatte.

Mit einem Speichenschlüssel konnten wir das Fahrrad zumindest wieder fahrtauglich machen.
Kurz vor der Mittagspause in Johvi haben wir zum Austausch der kaputten Speiche noch ein Fachgeschäft aufgesucht. Trotz Sprachbarriere konnten wir uns durch bloße Zeichensprache auf eine Reparatur des Hinterrades verständigen. Alles klappte vorzüglich. Den Preisschock der Reparatur von Helsinki noch vor Augen, war ich auf einen zweistelligen Eurobetrag vorbereitet und umso überraschter, als wir nur umgerechnet 4,50 Euro zu zahlen hatten.

Anschließend aßen wir in einem Bistro noch eine Pizza und als Nachtisch einen Pfannkuchen mit Schokosauce bzw. Falko ein Eis.
Über die Mittagszeit hatten sich die Wolken weiter verdichtet und es sah nach einem baldigen Gewitter aus. In der Erwartung, heute noch sehr nass zu werden fuhren wir los. Die als Radweg ausgewiesenen Nebenstraßen nach Kauksi waren zum Glück weitestgehend frei von Autoverkehr.

In Iisaku mussten wir uns in einem Tante-Emma-Lädchen noch unser Abendessen kaufen, da wir heute noch in einem Holzhäuschen mitten im Wald übernachten sollten. Kurz zuvor hatte es auch angefangen zu regnen, aber deutlich weniger als befürchtet. Unsere Regensachen (Bild) zogen wir trotzdem an.
In Kauksi ist der Tourismus trotz des nahe gelegenen Peipsi-Sees nicht wirklich angekommen. So waren im Umland nur vereinzelte Waldhäuschen buchbar, von denen wir eines ergattert hatten.

Mit einer rudimentär erstellten Anfahrtskizze mussten wir uns auf die Suche nach dem Häuschen machen. Orientierung boten nur eine Waldlichtung für eine Hochspannungsleitung, ein von der Straße sichtbares Bauernhaus sowie der ungefähre Verlauf der Wegeführung. Mit etwas Glück fanden wir das Häuschen – eine recht gemütliche Blockhütte (Bild) im ersten Versuch.
--- 10. Tag ---

Die Reste vom gestrigen Abendessen gab es heute Morgen als Frühstück. In der Hütte waren wir schließlich Selbstversorger.

Die heutige Etappe verlief größtenteils entlang des Peipsi-Sees (Bild). Hier war es landschaftlich recht schön, umso mehr wunderte es uns, dass der See touristisch überhaupt nicht genutzt wurde. Weder Segler noch Motorboote waren zu entdecken. Wahrscheinlich dient die russische Grenze, die mitten durch den See verläuft, als Abschreckung.
Während wir morgens noch der wenig befahrenen Hauptstraße 3 folgten, verlief unsere Route ab Mustvee auf der Nebenstraße 43 weiter. Hier reduzierte sich der Straßenverkehr dann wegen einer Brückenbaustelle, die die Straße zumindest für Autos von der Kreuzung abtrennte, auf Null.
Bei einem kurzen Mittags-Picknick am Peipsi-See zogen wieder dichte Wolken auf.
Aber auch heute hatten wir Glück. Trotz düsterer Befürchtungen haben wir auf unserer weiteren Strecke nach Tartu nur wenige Regentropfen abbekommen.
Kurz vor Tartu konnte Estland dann den Beweis antreten, bereits nach wenigen Jahren ein vollwertiges EU-Mitglied zu sein. Neben der Haupteinfallstraße verlief ein separater Radweg mit eigenen Straßenlaternen im 25 m Abstand nach EU-Standard (Bild).

Tartu selbst gehörte zu den schöneren Städten unserer diesjährigen Tour. Der historische Kern war vollständig restauriert und es herrschte um den zentralen Platz, wie für eine Studentenstadt üblich, ein reges Treiben (Bild unten).
Zum Abendessen entschieden wir uns heute für einen Asiaten. Bei der Bestellung von Vorspeisen und Hauptgericht warnte uns die Bedienung schon vor den großen Portionen. Bereits nach der Vorspeise, jeweils zwei große Frühlingsrollen, waren wir fast satt. Mit Müh und Not schafften wir auch den Großteil der Hauptgerichte und belohnten uns anschließend mit einem Cocktail.
--- 11. Tag ---

Der nächste Morgen begann mit einem Schrecken. Während der Nacht hatte ich die laut tickende Wanduhr aus dem Schlafraum ins Badezimmer verbannt.

Vor unserer Abreise musste ich die Uhr natürlich wieder aufhängen. Dabei bemerkte ich allerdings nicht, dass die Mantelreibung zwischen Nagel und Wand den ziemlich exakten Wert von Null aufwies, so dass die Uhr nach dem Aufhängen mit lautem Getöse zu Boden fiel und sich in mehrere Teile auflöste.

Nach dem Zusammensuchen der Einzelteile konnten wir die Uhr wieder funktionstüchtig zusammenbauen und mit größter Sorgfalt an die Wand hängen. Ich hoffe, dass Sie dort nach dem Schließen der Zimmertür auch noch hängen blieb.
Tartu verließen wir zunächst in voller Regenkleidung (Bild oben) über die Hauptstraße 2 nach Süden, bogen dann aber auf die kleinere Überlandstraße 46 nach Otepää.

Während es in den frühen Morgenstunden noch mächtig geregnet hatte, blieben wir jetzt trocken.

Auf der Überlandstraße quälte uns aber mächtiger Gegenwind. In Otepää aßen wir schließlich unser Mittagessen in einer recht mäßigen Schnell-Pizzeria. Anschließend folgten wir wieder dem Radweg parallel zur Überlandstraße 46. Dieser Abschnitt war recht schön, führte an kleineren Seen (Bild) vorbei, durch verschiedene Waldabschnitte und bot einen landschaftlich abwechslungsreichen Straßenverlauf.
Am Nachmittag kam uns dann ein Pärchen mit deutlich mehr Gepäck als wir entgegen. Wir hielten für einen viertelstündigen Plausch an und waren überrascht, wie unspektakulär unser eigener Urlaub gegenüber der eineinhalb-jährigen Weltreise von Jules und Jess aus Australien plötzlich klang. Eine Wahnsinnstour, die die beiden gerade durchziehen und dazu gibt es eine Internetseite (www.julesandjess.com), die einen für mehrere Stunden fesseln kann.
Gegen Abend haben wir Estland schon wieder verlassen müssen. Übernachtungsort war die geteilte Stadt Valga (Estland) / Valka (Lettland).

Die Grenze übertraten wir an der seit dem Beitritt zum Schengen-Abkommen völlig überflüssigen und überdimensionierten LKW-Abfertigung. Hier war nun alles gespenstisch verlassen.
An der Staatsgrenze haben wir unser obligatorisches Gruppenfoto per Selbstauslöser gemacht.
Gegenüber der gestrigen Universitätsstadt machte der heutige Etappenort einen recht vernachlässigten Eindruck, wobei der lettische Teil noch unattraktiver aussah als der estische.

Für unser Abendessen passierten wir daher die ehemalige Grenze für Fußgänger in der Innenstadt (Bild).
--- 12. Tag ---

Nachdem wir in Estland schon an einigen Soldatenfriedhöfen vorbei gefahren waren, statteten wir am nächsten Morgen dem deutschen Soldatenfriedhof von Valka einen kurzen Besuch ab.

Anschließend machten wir uns über eine Nebenstraße auf den Weg nach Smiltene. Unsere Route folgte hier dem in der offiziellen Radkarte aufgezeichneten Weg.

L764Im Gegensatz zu Estland waren die Fahrradstrecken in Lettland jedoch nicht beschildert, so dass die Orientierung etwas anstrengender war. Aber heute war es noch einfach, die Strecke nach Smiltene führte fast nur geradeaus. Zunächst fuhren wir durch dichten Wald und überquerten dabei den Fluss Gauja (Bild), welcher Namensgeber für den am Nachmittag erreichten Nationalpark ist.L763
Außerhalb der bewaldeten Gebiete spürten wir wieder den Gegenwind, aber nicht so stark wie am Vortag.
Schließlich erreichten wir Smiltene bereits kurz vor Mittag. Wir ließen uns in einem kantinenartigen Bistro nieder und waren überrascht, wie voll es um Punkt 12 Uhr plötzlich wurde. Nach einem ausgiebigen Mahl, welches aus Schnitzel, gefüllter Paprika, Kartoffelpüree und Gemüse bestand, setzten wir unsere Fahrt fort.
Über Nebenstraßen fuhren wir in den Gauja-Nationalpark und waren überrascht, dass innerhalb des Parks zunächst genauso Landwirtschaft betrieben wurde wie außerhalb. Ähnlich verhielt es sich mit handwerklichen Betrieben und Wohnansiedlungen.

Das war also die Interpretation des Satzes „Am besten kann man die Schönheit des Parks in unmittelbarer Nähe des Flusses genießen.“ aus dem Reiseführer. Auf den ersten Blick war der Park zumindest von der Straße nicht als solcher zu identifizieren.

Der Eindruck bestärkte sich bei der Stadteinfahrt nach Cesis. Kannte ich aus dem Reiseführer nur die Fotos von der Altstadt, so mussten wir zunächst das Industrie- und Gewerbegebiet passieren. Ich war erleichtert, als Hotel und Stadtkern schließlich aber doch unseren Erwartungen entsprachen.
In Cesis machten wir uns nur kurz frisch und starteten dann zu einem kurzen Stadtrundgang.

Unsere ersten Anlaufpunkte waren die Ruine der Ordensburg sowie das neue Schloss. Von hier gab es einen schönen Blick durch einen Torbogen (Bild) auf die Häuser der Altstadt.
Bei dem warmen Wetter entschieden wir uns für ein Abendessen im Außenbereich eines Restaurants.

Während Falko und ich eine gute Wahl mit einem Schaschlikspieß getroffen haben, wurde Marion eine Pizza Hawai mit minderwertigem Schinken und ohne Ananas serviert. Da die Speisekarte keine großen Alternativen bot, gab es als Ersatz eine zweite Portion der Vorspeise: drei Reibekuchen mit Cream Cheese.
--- 13. Tag ---

Der nächste Tag führte uns weiter ins Innere des Gauja-Nationalparks. Hier war es durchaus schön und die Natur annähernd unberührt. Nach dem Abzweig über Raiskums wurde aus der asphaltierten Straße wieder eine Schotterpiste, die sich aber größtenteils unproblematisch befahren ließ und mitten durch den Wald führte (Bild).

Kurz vor Ligatne wurde der Bodenbelag für ein kurzes Teilstück etwas sandiger, dann kam die Fähre zur Überquerung der Gauja.
Kurz vor der Fähre hatte es leicht angefangen zu regnen, so dass wir für kurze Zeit unsere Regensachen angezogen hatten.

Bei der Fähre handelte es sich um eine Strömungsfähre, die ohne weitere Zufuhr von Energie funktioniert. Durch die auf die schräg gestellten Aufriebskörper wirkenden Strömmugskräfte wird die Fähre an einem festen Seil von einem Ufer zum gegenüber liegenden geführt. Dort muss die Fähre dann so gedreht werden, dass sie in die andere Richtung gedrückt wird.
In Ligatne hatten wir Glück, zwei Fahrradfahrer mit lokaler Straßenkarte zu finden, die uns den richtigen Weg weisen konnten, sonst wären wir auf der Hauptstraße gelandet. Der auf der Radkarte ausgewiesene Weg (Bild) war mit den alleenartig angeordneten Bäumen sehr schön.

In Sigulda wollten wir Mittag machen, etwa 4 km davor fing es leider an zu regnen. Erst ganz wenig, dann immer mehr. Irgendwie habe ich als Einziger den richtigen Zeitpunkt zum Anziehen der Regenkleidung versäumt, so dass ich in dem in Sigulda ausgesuchten Cafe selbst schon ziemlich durchnässt war.
Das Essen konnte man sich wieder an der Theke aussuchen, als Nachtisch gab es süße Teilchen vom zugehörigen Bäcker.

Diese waren aber nicht halb so lecker wie sie aussahen und nahezu nicht essbar. Zwischen sehr bissfesten Teigschichten befand sich halbflüssige Creme, die sich bei leichter Berührung schon aus dem Kuchen herausdrücken ließ. Unglücklicherweise hatte Falko dem Kuchen entsagt, so dass er genügend Zeit hatte, meine Essversuche auf Videoband zu bannen.
Nach dem Essen war es nur kurz trocken, ehe die Weiterfahrt nach Riga komplett verregnete.

In Riga und Umgebung gibt es keine Radwege, zusätzlich sind die Ausfallstraßen der größten Stadt des Baltikums sehr stark befahren. Einem Radführer hatte ich entnommen, dass die Einfahrt über die Straße P4 (Bild) noch am angenehmsten sei.

Doch mit jedem Kilometer, den wir näher an die Stadt kamen, wurde es auch hier immer schlimmer. Erschwerend kam durch den fortwährenden Regen eine mäßige Sicht hinzu.
Bis zur Altstadt von Riga mussten wir uns noch durch einen stark befahrenes Wohn- und Geschäftsgebiet quälen. Wir waren alle froh, als wir vor dem Hotel standen. Dieses befand sich in einer engen Gasse mitten in der Altstadt. Unser Zimmer war recht klein und die Betten nicht alle gleich gut. Beim Verlosen hat es dieses Mal Falko erwischt, der sich mit dem schlechtesten Bett abgeben musste.

Geschafft vom Tag machten wir am Abend nur noch wenige Schritte durch die Altstadt (Bild), ehe wir einen Inder zum Abendessen aufsuchten.
--- Ruhetag in Riga ---

Unser freier Tag in Riga begann mit mäßigem Wetter. Daher fingen wir bei strömendem Regen unsere Stadtbesichtigung mit dem Dom von Riga an.

Anschließend steuerten wir die nach unserem Reiseführer wichtigsten Sehenswürdigkeiten an.

Durch die Pils Iela bot sich ein schöner Blick auf die Muttergotteskirche (Bild).
Gegen Nachmittag wurde das Wetter rictig schön. Und das nicht nur heute. Nahezu bis zum Ende des Urlaubs sollte es so bleiben.

Wir besichtigten die Albertstraße (Alberta Iela) mit ihren unzähligen Jugendstilhäusern (Bild).
Ein besonderes Hghlight in Riga war auch das Schwarzhäupterhaus (rechts) am Rathausplatz (Bild).

Auf den Turm der im Hintergrund zu sehenden Petrikirche kann man mit dem Fahrstuhl hoch fahren. Dort bot sich ein toller Ausblick über Riga und die Daugava (Düna).
--- 14. Tag ---

Die Stadtausfahrt von Riga (Bild) war zum Glück angenehmer als die Einfahrt. Das lag zum einen am Wetter, welches sich von einer besseren Seite zeigte, aber auch an den weniger stark befahrenen Straßen und etwas Glück.

In südlicher Richtung führen aus Riga die beiden Hauptstraßen A/ und A8. Geplant war, sich so lange es geht zwischen den beiden Hauptstraßen nach Süden durchzuwuseln und dann in leicht östlicher Richtung auf die A7 Richtung Bauska zu stoßen.

Irgendwie sind wir aber weiter als gedacht nach Westen abgedriftet und auf die ebenfalls mögliche A8 gestoßen. Und das war unser Glück, weil es parallel zu der Hauptstraße noch eine nahezu ungenutzte alte Version der Straße gab. Hier konnten wir quasi ungestört bis zum Rigaer Außenring (A5) durchfahren und von dort über kleinere Nebenstraßen (Bild unten) unseren Mittagsstopp in Iecava anpeilen.
Doch bevor wir Iecava erreichten, hatten wir noch eine kleinere Panne zu bewältigen. Ein einfacher Platten an Falkos Vorderrad hielt uns länger auf als gedacht.

Zunächst machten wir uns recht überheblich daran, den Schlauch zu wechseln. Dann haben wir es aber irgendwie nicht geschafft, Mantel und Schlauch so auf der Felge zu platzieren, dass Falko den Schlauch wieder gleichmäßig aufpumpen konnte.

Ob der Schlauch mit einer unsymmetrischen Ventilverstärkung, wir mit einer zu nachlässigen Arbeitsweise oder Falko mit seinen Bärenkräften beim Aufpumpen Ursache des Problems war, konnten wir im Nachhinein noch nicht abschließend klären. Ebenfalls ungeklärt bleiben wird die Frage, ob Falko bis zum Zerplatzen des Schlauches weiter aufgepumpt hätte, wenn wir ihn nicht darauf aufmerksam gemacht hätten, dass der Schlauch an einigen Stellen bereits knapp den doppelten Durchmesser des Mantels hatte.
Nach einer guten halben Stunde konnten wir schließlich weiterfahren. In Iecava machten wir tatsächlich Mittagspause. Allerdings fanden wir keinen geeigneten Picknickplatz, so dass wir uns am Ortsausgang an einer Straßenkreuzung auf der Wiese niederließen. Mittlerweile war es auch schon unerträglich heiß geworden, so dass wir aufpassen mussten, keinen Sonnenbrand zu bekommen.
Am frühen Nachmittag machten wir uns auf die Weiterreise nach Mezotne. Dort gibt es viele Bauernhöfe und ein altes Schloss. Die Besiedlung der ganzen Region ist äußerst gering.

Die letzten 30 km fuhren wir daher auch nur noch auf Schotterpisten durch eine landwirtschaftlich geprägte Gegend ohne weitere Attraktionen (Bild).
Es schien nahezu menschenleer, und das war auch gut so. Denn als dann tatsächlich mal ein PKW vorbei rauschte, wirbelte dieser soviel Staub auf, dass wir kaum noch sehen und atmen konnten (Bild).

Wir näherten uns dem Schloss, welches bei der Buchung ein wahres Highlight mit komfortablen Zimmern und exquisitem Restaurant zu sein schien.
Es war wahrlich auch nicht schlecht, nur waren wir die einzigen Gäste. Das Konzept, hier ein exquisites Tagungshotel zu etablieren, war wohl auch wegen der aktuellen Wirtschaftskrise offensichtlich nicht aufgegangen. Aus diesem Grunde war das Restaurant auch bereits geschlossen worden.

Am späten Nachmittag gab es noch einige Touristen, die das Schloss besichtigten, hinterher hatten wir es ganz für uns alleine. Statt des erwartet tollen Abendessens mussten wir in dem kleinen Laden des Ortes unsere Lebensmittel einkaufen und uns mal wieder selbst verpflegen. Das hatte aber durchaus auch seinen Reiz. Wir stellten einen Tisch mit drei Stühlen in den Schlossgarten und genossen unsere Speisen bei herrlichem Sonnenschein mit Blick auf das Schloss (Bild). Sehr stilvoll und ein einmaliges Erlebnis.
--- 15. Tag ---

Am nächsten Morgen wurde für uns drei ein eigenes Frühstücksbuffet im Schloss aufgebaut. Also alles wie bestellt, wenn auch etwas albern. Wir machten uns auf den Weg ins nahe gelegene Bauska um unsere letzten lettischen Latts auszugeben. Anschließend fuhren wir bei Adzuni über die grüne Grenze nach Litauen.
Auch in Litauen war die Landschaft zunächst stark vom Ackerbau geprägt. Als erstes steuerten wir den Ort Zeimelis (Bild) an.
Um vor Siauliai noch den Berg der Kreuze besichtigen zu können, sind wir in Litauen zunächst in der Richtung nach Joniskis gefahren.

Die dorthin führende Straße war nahezu unbefahren und wir kamen gut voran.
Wir fuhren durch Joniskis (Bild) durch und mussten von dort der Hauptstraße A12 folgen. Diese Straße war zu der Zeit umfangreichen Baumaßnahmen unterworfen.

Dies hatte für uns auch positive Aspekte. Schließlich war ein gutes Stück des neuen Straßen begleitenden Radweges schon fertig gestellt und abschnittsweise wurde die Straße immer mal wieder gesperrt, wodurch der Straßenverkehr angenehm reduziert wurde.
Die letzten Kilometer zum Berg der Kreuze sind wir dann über parallel zur Hauptstraße verlaufende Schotterpisten von passabler Qualität gefahren.

Auch hier wurden wir mehrmals von diversen Fahrzeugen überholt, die uns aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit komplett mit Straßenstaub vernebelten.
Dann kam der Berg der Kreuze (Bild), wobei das Wort Berg schon irreführend war. Es handelte sich allenfalls um einen Hügel, aber schließlich gibt es in Litauen ja auch gar keine richtigen Berge.

Nichtsdestoweniger war die Ansammlung von unzähligen tausenden von Kreuzen recht imposant, zumal nur die wenigsten Kreuze älter als fünf Jahre waren.
--- 16. Tag ---

Die Etappe von Siauliai nach Plateliai sollte deutlich über 100 km lang werden und dazu einen vergleichsweise großen Anteil an Schotterpisten aufweisen. Wir machten uns daher am nächsten Morgen schon frühzeitig auf den Weg.

Zur Umfahrung der genau in unsere Richtung nach Westen führenden Hauptstraße A11 sind wir zunächst nach Süden gefahren (Bild), ehe wir bei Bubiai auf die Nebenstraße nach Ramuciai abbogen. Bis hierhin war die Strecke auch noch sehr schön, dagegen war der folgende Abschnitt bis Luoke eine regelrechte Katastrophe.
Wir waren ja schon einiges an Schotter- und Waschbrettpisten gewohnt, aber bisher hatten wir immer noch rechts, links, mittig oder seitlich daneben eine Spur auf der Piste gefunden, auf der wir halbwegs zurechtkamen.

Dem war hier nicht so. Die waschbrettartigen Riefen zogen sich über die gesamte Fahrbahnbreite und daneben war es meist tief sandig, so dass die Befahrung einer Qual glich. Nur kurze Abschnitte, die durch Bewaldung führten, waren aufgrund des lehmigeren Untergrunds etwas besser. Hier mussten wir uns wirklich durchschlagen.
Irgendwie haben wir es aber dann doch bis Luoke geschafft, wo wir unsere Mittagspause in einer kleinen Parkanlage (Bild) verbrachten.

Nach dem Mittag zogen immer dichtere Wolken auf, die wettermäßig schon das Schlimmste befürchten ließen. Zum Glück war aber zumindest die Straße ab Luoke wieder durchgängig asphaltiert.
Glücklicherweise blieb es erstmal trocken. Wir näherten uns Telsiai (Bild), wo wir eine kurze Regenpause unter einem Supermarktvordach einlegen mussten.
Von Telsiai fuhren wir über Nebenstraßen nach Lieplauke und anschließend zur Hauptstraße um diese in Richtung Alsedziai und weiter nach Plateliai zu überqueren.

Das Stück zwischen Lieplauke und der Hauptstraße stellte sich hierbei wieder als Waschbrettpiste der übelsten Sorte (Bild) heraus, zum Glück diesmal nur über etwa 5 km. Im Ganzen war der heutige Tag neben den beiden Tagesetappen hinter St. Petersburg für Wirbelsäule und Handgelenke der brutalste der ganzen Tour.

Die Region um Plateliai war wiederum ein Ort, bei dem es schwierig war, im Vorfeld eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Zu russischen Zeiten waren in der Nähe noch Atomraketen stationiert, mittlerweile ist die Region zum Zemaitija-Nationalpark erklärt worden.
Das einzige Hotel befand sich noch ein paar Kilometer vor Plateliai direkt am See (Bild). Hier konnte man für kleines Geld übernachten, dachten wir zumindest.

Nachdem wir beim Einchecken gleich unser Zimmer bezahlt hatten und uns über die vielen schick angezogenen Leute im Hotel wunderten, dämmerte uns so langsam, dass das Hotel heute Nacht noch Schauplatz einer ausufernden Hochzeitsparty werden würde.

Der Festsaal war nur eine Etage unter unserem Zimmer. Natürlich haben wir es nicht geschafft, an der Rezeption eine Nachtruhe ab 22 Uhr durchzusetzen. Die freundliche Rezeptionistin bot uns stattdessen an, dass wir unser Geld zurückbekommen und uns ein anderes Hotel suchen könnten. Sie wusste so gut wie wir, dass kein mit dem Fahrrad erreichbares Hotel in der Nähe war. So mussten wir uns erstmal geschlagen geben. Als kleines Revanchefoul handelten wir aber ein Frühstück um Punkt 7:00 Uhr am nächsten Morgen heraus.

Zwar haben die schweren Holztüren besser isoliert als zunächst gedacht, aber bis zum Ende der Feier gegen 4:00 Uhr morgens war kein durchgängig tiefer Schlaf möglich.
--- 17. Tag ---

Ziemlich gerädert saßen wir daher um 7:00 Uhr am nächsten Morgen am Frühstückstisch. Noch geräderter war nur unsere Rezeptionistin von gestern Abend, die trotz Nachtschicht irgendwie unser Frühstück alleine zubereiten musste. So richtig lecker war es daher auch nicht, so dass wir in Plateliai noch einen Supermarkt für ein paar Leckereien ansteuerten.

Ansonsten präsentierte sich der heutige Morgen recht gespenstisch. Im dichten Frühnebel hatten wir teilweise Sichtweiten von nur 50 m (Bild). Zum Glück radelten wir auf nahezu unbefahrenen Straßen.
Wir näherten uns der Ostseeküste. Zu Mittag haben wir in Kretinga auf einem Platz im Ortszentrum gegessen.

Auf der weiteren Strecke nach Klaipeda nahm der Verkehr dann stetig zu.

Die Stadt Klaipeda selbst mussten wir einmal über die Hauptstraße durchqueren, um zu den südlich gelegenen Fähren zur kurischen Nehrung zu gelangen.
Die Überfahrt am frühen Nachmittag mit der Fähre (Bild) von Klaipeda zur Kurischen Nehrung verlief kurz und problemlos.
Auf der anderen Seite ein ganz anderes Bild. Kein hektisches Treiben sondern pure Natur mit einem langen Sandstrand an der Ostseeseite (Bild), Sanddünen und dahinter liegendem Nadelwald.
Ein vergleichsweise gut asphaltierter Radweg von gut 1 m Breite führte über den litauischen Teil der kurischen Nehrung (Bild).

Ironischerweise ist dieser Radweg, auf dem man sich allein schon wegen der geringen Breite der Nehrung wahrlich nicht verfahren konnte, der einzige von uns in Litauen entdeckte, welcher über eine Beschilderung verfügte.
Wir mussten für heute noch 20 km bis Juodkrante fahren und hatten genügend Zeit für einen kurzen Stopp an den Dünen und eine längere Badepause am Strand (Bild).

Um unsere Fahrräder während der Pause nicht aus den Augen zu verlieren, mussten wir sie zunächst die Düne hoch tragen. So haben wir uns die Pause redlich erarbeitet, aber die Anstengung hat sich gelohnt. Da die radelnden Tagestouristen langsam auf dem Rückzug waren, hatten wir den Strand mehr oder weniger für uns alleine. Herrlich.
Gegen Abend steuerten wir Juodkrante auf der Haffseite (Bild) an.

Ich war besonders auf das vorgebuchte Hotel Kurenas gespannt, weil ich beim Buchen erst an einen deutschen Vermittler geraten war, der das Zimmer zu überteuerten Preisen im Internet anbot, sich aber nicht mit Eintagesgästen abgeben wollte.

Nach weiterem Googeln hatte ich aber schließlich die Email-Adresse des Hotels gefunden und dort einen deutlich niedrigeren Preis von 260 Litauischen Litas (etwa 76 Euro) für Übernachtung mit Frühstück ausgemacht.
--- 18. Tag ---

Bei herrlichem Wetter (Bild) und mit ausreichend Zeit radelten wir heute die Strecke von Juodkrante nach Lesnoje auf der russischen Seite der kurischen Nehrung.

Zunächst ging es bis Nida jedoch auf der litauischen Seite weiter.
Nach einem kurzen Stück an der Meerseite führte uns die Strecke nach kurzer Zeit auf die Haffseite durch dichten Wald (Bild)

Von den im Reiseführer in Aussicht gestellten Elchen haben wir im sogenannten Elchbruch kurz vor Nida leider keinen gesehen, dafür später auf russischer Seite aber ein Wildschwein.
Unmittelbar hinter Nida gab es noch eine hohe Düne mit schöner Aussicht über die Nehrung zu besteigen. Hier war es jedoch unangenehm überlaufen, da auch etliche Bustouristen ihren Weg hierher gefunden hatten.

Wir genossen zunächst den Blick über die Nehrung nach Süden (Bild).
In nödlicher Richtung bietet sich von der Düne ein schöner Blick auf die Bucht von Nida sowie die dichten Waldbestände auf der litauischen Seite (Bild).
Anschließend überquerten wir gegen Mittag die russische Grenze. Im Vergleich zu allen anderen Grenzen war hier natürlich aufgrund des aufwendig zu beschaffenden Touristenvisums wenig los (Bild).

Trotzdem war die Grenze zumindest auf russischer Seite gut mit Personal bestückt, so dass wir schon Angst hatten, allein zum Zeitvertreib einer ausgiebigen Gepäckkontrolle unterzogen zu werden. Die Sorge war unbegründet. Auch hier fertigte man uns rasch und unkompliziert ab.
Zwar gab es auf der russischen Seite der Nehrung keinen separaten Radweg, aber die einzig vorhandene Straße (Bild) war völlig unbefahren.
Wenige Kilometer hinter der Grenze nutzten wir das schöne Wetter für eine weitere Badepause am Strand.

Auch hier lagen wir nahezu alleine in der Sonne und es gab keine touristische Infrastruktur zur Versorgung ausgehungerter Radfahrer mit einem Mittagessen. Zum Glück konnten wir auf Marions aus 32 Müsliriegeln und Haferkeksen bestehendes Notversorgungspaket zurückgreifen.
Badefreuden in der Ostsee.
Auch in Russland gibt es gemeine Zecken, vor denen durch auffällige Schilder gewarnt wird (Bild).

Nach unserer Badepause machten wir uns wieder auf den Weg. Die Straße über die Nehrung führte fortwährend geradeaus (Bild unten), so dass man sich nicht verfahren konnte.
Unser Hotel „Kurische Nehrung“ in Lesnoje erreichten wir am späten Nachmittag. Obwohl das Hotel erst 10 Jahre alt sein sollte, hatte es bereits deutlich bessere Tage gesehen.

Zu unserem Missfallen quartierte man uns im Raucherzimmer ein. Dies machte sich nicht nur durch den Gestank nach kaltem Rauch beim Betreten des Zimmers bemerkbar, sondern auch durch diverse Brandflecken auf den Nachttischchen.

Dummerweise war der Überzug meiner Bettdecke nicht richtig verschlossen, so dass ich einen Blick auf das Innenleben der Decke mit ihren gelben und grünen Flecken werfen konnte. Ekelig. Für mich Grund genug, die Fahrradtaschen nicht zu öffnen, mal wieder in Trikot und Hose zu schlafen und mich nur mit dem Badetuch zuzudecken. Bevor es jedoch soweit war, mussten wir das Zimmer noch von über zwanzig Spinnen unterschiedlicher Größe befreien.

Im angeschlossenen Restaurant lief es nicht besser. Von unseren drei Vorspeisen kamen zwei als Nachtisch.
--- 19. Tag ---

Die Reise von Lesnoje nach Kaliningrad war als kurze Frühetappe geplant, da wir am Nachmittag die Stadt besichtigen wollten. Auf der kurischen Nehrung waren noch etwa 10 km zu bewältigen.

Einen ersten Stopp unternahmen wir in Selenogradsk. Von dem erwarteten Charme des ehemaligen Badeortes Cranz war nicht viel zu verspüren. Deshalb warfen wir einen letzten Blick auf die Ostsee (Bild) und fuhren schnell weiter.
Für die weitere Strecke nach Kaliningrad gab es nur wenige Alternativen. Letztlich führten nur Hauptstraßen dorthin, so dass die verbliebenen gut 30 km wenig Freude bereiteten. Kurze Abschnitte auf Randwegen der Straße (Bild) blieben eher die Ausnahme.

Am Ortseingang selbst kamen uns mehrere Panzer entgegen, ein Bild, das man von zuhause eher nicht gewohnt ist.
Das Stadtzentrum war schnell gefunden (Bild), von dort war es nicht mehr weit bis zum Hotel Kaliningrad.

Wir hatten ein Zimmer im sechsten Stockwerk. Zum Glück war es hier deutlich sauberer als im Hotel des Vortages, so dass wir uns vor der Stadtbesichtigung noch frisch machen konnten.
Schon bei der Stadteinfahrt hatten wir gemerkt, dass in Kaliningrad alle Straßen stark befahren waren und keine Fußgängerzonen existierten.

Ebenso beschränkte sich die alte Bausubstanz auf wenige unspektakuläre Verwaltungsgebäude, während die neueren Gebäude noch weniger erwähnenswert sind. Ein neues Einkaufszentrum im Zentrum war bei recht hoher Leerstandsquote mehr oder weniger unbesucht.

Unsere Besichtigung starteten wir am Ploschtschad Pobedy (Hansaplatz) mit der 2005 geweihten Christi-Erlöser-Kathedrale (Bild).
Markt in Kaliningrad
Blick auf einen typischen Plattenbaublock in Kaliningrad.

Eines der wenigen Highlights war der Dom, in dessen Umfeld am Flussufer zwar noch einige restaurierte Gebäude, andererseits aber auch unzählige Plattenbauten stehen. Der Dom beherbergt auch die Grabstätte Immanuel Kants.

Die Suche nach einem geeigneten Restaurant zum Abendessen verlief schwieriger als zunächst gedacht. Letztlich landeten wir in einer gut gefüllten Pizzeria in einem Hinterhof der Hauptstraße.
--- 20. Tag ---

Da wir von Kaliningrad keinen vernünftigen Stadtplan mit den Außenbezirken hatten, mussten wir bei der Stadtausfahrt wiederum etwas improvisieren. Letztlich mussten wir die Stadt in südwestlicher Richtung verlassen und dann die Küstenstraße nach Polen finden. Das hat auch ganz gut geklappt, obgleich wir nicht den kürzesten Weg gefunden haben und zunächst zu weit nach Süden gefahren waren.
Nach wenigen Kilometern auf der Küstenstraße wollten wir dann unsere Getränkevorräte auffüllen. Das Getränkeregal in einem russischen Supermarkt besteht jedoch zu einem großen Teil aus alkoholischen Getränken und so ist mir an unserem letzten Russlandtag noch ein kleines Missgeschick passiert. Neben Mineralwasser wollte ich noch eine Plastikflasche Lemonsprudel kaufen. Den vermeintlichen Lemonsprudel habe ich vor dem Laden auch gleich umgefüllt und mit einem kräftigen Schluck probiert. Irgendwie schmeckte das Zeug anders als gewohnt. Nähere Inspektion der Flasche zeigte den Grund dafür. Dem Kleingedruckten war zu entnehmen, dass es sich um ein Wodkamischgetränk mit einem Alkoholgehalt von 8 % handelte. Also nichts für Fahrradfahrer. Dummerweise hatten wir auch nicht richtig gefrühstückt, da das Buffet im Hotel Kaliningrad zwar umfangreich aber nicht so lecker gewesen war. Mir blieb nichts anderes übrig, als die Flasche wegzuschmeißen und im Supermarkt ein neues Getränk zu kaufen. Die dortige Verkäuferin hat mein Missgeschick wohl genau verstanden, jedenfalls hat sie sich prächtig amüsiert, als ich wieder an der Kasse stand.

Je mehr wir uns von Kaliningrad entfernten, desto weniger Verkehr begegnete uns und desto schöner wurde die Alleestraße in polnischer Richtung (Bild).
Gegen Mittag erreichten wir das Grenzgebiet zu Polen. Unsere Restbestände an Rubeln wollten wir dort in ein Mittagessen investieren. In einem Supermarkt kauften wie die nötigen Dinge für ein Picknick, wobei ich mich um Verwechslungen vorzubeugen für eine Cola als Getränk entschied. Mit unseren Waren ließen wir uns im Park vor dem Rathaus nieder. Interessant auch hier die Verbindung zu den alten deutschen Städtenamen. In einem Saal des Rathauses prangte dieser durch ein offenes Fenster gut sichtbar in großen Lettern an der Wand. Heiligenbeil hieß dieser Ort (Mamonovo) also früher.

Gut gesättigt fuhren wir weiter zur polnischen Grenze (Bild). Bei der Ausreise aus Russland wieder das gewohnte Bild mit einer Vielzahl von Posten und Schlagbäumen. Erst die Vorabkontrolle nach Besitz eines Reisepasses, dann der Warteposten, drittens die eigentliche Abfertigung und viertens Endkontrolle. Routiniert fuhren wir mit unseren Rädern an den wartenden Autos vorbei bis an den jeweiligen Posten, so dass die Abfertigung im Ganzen sehr schnell funktionierte. Etwas befremdlich fanden wir die Beschilderung unmittelbar hinter der russischen Grenzstation. In kyrillischer Schrift wurden die Entfernungen zu den wichtigsten Städten in westlicher Richtung angezeigt. Darunter keine einzige polnische Stadt, stattdessen nur die drei deutschen Städte Berlin, Hamburg und Hannover, jeweils mit schwarz, rot und gelbem Fähnchen versehen. Nicht gerade ein Zeugnis guter Nachbarschaft.
Auf der polnischen Seite radelten wir noch bis Frombork, wo wir im Hotel Rheticus nächtigten.

Wenn ich mich nicht selbst auch zu blöde angestellt hätte, könnte ich ab dieser Stelle ausgiebig von Falkos fehlgeschlagenen Versuchen das hoteleigene Garagentor zu verschließen, berichten. So lasse ich es lieber.

Naja, auf jeden Fall waren wir zeitig genug angekommen, um noch eine kurze Besichtigung der Stadt vorzunehmen.
Besonders reizvoll erschien der Domberg mit Dom (Bild unten), Planetarium und Aussichtsturm, von dem man einen herrlichen Ausblick auf das Frische Haff (Bild) bekam.

Da man über die Frische Nehrung nicht nach Polen einreisen konnte, konnten wir das Frische Haff nur von der Festlandseite inspizieren. Wir gingen daher auch noch zum nahe gelegenen Hafen.
Unser Abendessen verspeisten wir im hoteleigenen Restaurant.

Obwohl der Kellner sich keine drei Gerichte merken konnte –- ich bekam als Vorspeise zunächst Beef- statt Lachstatar und Marion musste sich mit einem saucenfreien Wiener Schnitzel begnügen - war das hier geschmacklich mein persönlicher Favorit der Tour.

Nach dem abschließenden Pfannkuchen mit Eis, Sahne und Schokosauce konnten wir nur noch satt ins Bett fallen.
--- 21. Tag ---

Der heutige Tag war schon der letzte Fahrradtag unserer diesjährigen Tour. Von Frombork fuhren wir zunächst entlang der Küste in Richtung Elblag.

Um uns nicht zu weit von der Küste zu entfernen, bogen wir bereits in Rubno Wielkie auf sehr kleinen Nebenstraßen nach Marzecino ab.
Die Strecke war hier sehr angenehm und wir mussten einige Nebenarme der Weichsel und anderer Flüsse mit alten Fähren und interessanten Schwimmbrücken (Bild) überqueren.
Bis zum Mittag schafften wir es nach Nowy Dwor, der ersten größeren Stadt.

Anschließend fuhren wir wieder nach Norden zur Küste, wobei uns zunächst der vergleichsweise starke Straßenverkehr überraschte. Zum Glück nahm der Verkehr rasch wieder ab. Weil die Weichsel auf der Küstenstraße von Jantar in Richtung Danzig noch mit einer Fähre überquert wird, war die Strecke für Autofahrer wohl zu zeitraubend.
So konnten wir bis zur Stadtgrenze von Danzig auf schöner Strecke mit wenig Autoverkehr vorankommen.

Kurz vor Erreichen der Stadtgrenze überquerten wir eine letzte Schwimmbrücke (Bild).
Die schöne Wegstrecke änderte sich nach Erreichen der Stadtgrenze (Bild) schlagartig. Von Osten kommend gab es keine vernünftige Radstrecke um den Stadtkern zu erreichen. Wir mussten daher die Hauptstraße bzw. den Fußweg nehmen. Als ersten Vorgeschmack auf das Zentrum durchquerten wird die Fußgängerzone (Langer Markt) ans westliche Ende des Zentrums.

Unser vorgebuchtes Hotel lag außerhalb des Zentrums im Ortsteil Oliwa, so dass wir noch etwa 8 km zu fahren hatten. Im westlichen Teil gab es dafür aber endlich auch schöne Radwege.
Vom Hotel war es nicht mehr weit bis zum Strand. Nach dem Einchecken gingen wir daher noch ans Wasser. Die Essensmöglichkeiten waren an der Promenade zwar recht bescheiden – außer Fastfood haben wir trotz längerer Suche kein annehmbares Restaurant gefunden, ansonsten waren Strand und Promenade aber schön hergerichtet und von vielen Leuten besucht.

Am Strand selbst fand noch ein Skulpturenfestival mit teilweise beeindruckenden Sandburgen statt.
--- Ruhetag in Danzig ---

Am nächsten Morgen fuhren wir mit der Bahn von Oliwa zum Hauptbahnhof zur Stadtbesichtigung.

Danziger Bibliothek von 1904
Blick in die Langgasse und auf das Langgasser Tor im Hintergrund
Artushof und Neues Schöffenhaus am Langen Markt
--- Rückfahrt ---

Die Rückfahrt erfolgte diesmal mit der Bahn. Unsere bereits gebuchten Lufthansaflüge hatten wir schon vor dem Urlaub stornieren müssen, weil entgegen den Ankündigungen auf der Internetseite ein Fahrradtransport auf der Strecke von Danzig nach Frankfurt nicht möglich war.

Einen neuen Rekord in Pünktlichkeit hat die polnische Bahn für uns leider nicht aufgestellt. Auf dem ersten Teilstück von Danzig nach Stettin mussten wir mit einer Verspätung von nahezu zwei Stunden auskommen. Für unsere Zwischenübernachtung in Berlin haben wir daher unsere anvisierte Verbindung verpasst, mussten ein wenig improvisieren und kamen mitten in der Nacht erst im Hotel an.

Aufregender wurde es am nächsten Tag nur für Marion & Falko, deren gebuchter Zug nicht mit der Reservierung übereinstimmte, obgleich beides in einem Vorgang telefonisch bei der Bahn bestellt worden war. Nach zwei Telefonaten mit dem Service der Bahn war klar, die beiden mussten ein neues Ticket für den reservierten Zug bezahlen und zuhause versuchen, sich das Geld für die falsche Fahrkarte zurückerstatten zu lassen. Kompliziert wurde der Vorgang auch alleine dadurch, dass es sich bei der alten Fahrkarte um ein Sparabo handelte und dieses so kurz vor Reiseantritt für die neue Karte nicht mehr zur Verfügung stand. Für uns blieb wenig überraschend festzustellen: Alle Unwägbarkeiten einer Radtour durch Osteuropa waren eine leichtere Hürde als die Bürokratie der Deutschen Bahn.

seit 25.03.1999
Letzte Änderung: 26.06.2013