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Radtour 2010: Danzig - Cluj-Napoca (Klausenburg)


Tour-Daten der 13. Etappe:

Zeitraum: 17.07.2010 - 07.08.2010, davon 20 Fahrradtage
Streckenlänge: 1939 km, Gesamtanstieg: 10170 hm


Einzeletappen:

*** Anreise mit der Fähre Rostock - Gdynia (Gdingen) ***
1. Tag: Ankunft in Gdynia, Zugfahrt nach Danzig / Tourstart: Danzig, Ledowo, Krzywe Kolo, Tczew, Brzusce, Pelplin, Kulice, Kopytkowo, Nowe - 107 km, 260 hm, max.: 96 m ü. NN - Hotel Holland - gpsies.com
2. Tag: Nowe, Matawy, Grudzidz (Graudenz), Sartowice, Swiecie, Kosowo, Topolino, Trzesacz, Czarnowczyn, Bydgoszcz (Bromberg) - 105 km, 250 hm, max.: 95 m ü. NN - Hotel Pod Orlem - gpsies.com
3. Tag: Bydgoszcz (Bromberg), Wypaleniska, Nowa Wies Wielka, Pechowo, Jordanowo, Ludkowo, Broniewice, Kunowo, Gebice, Orchowo, Ostrowo, Powidz - 107 km, 310 hm, max.: 120 m ü. NN - Hotel Moran - gpsies.com
4. Tag: Powidz, Sierakowo, Slupca, Zagorow, Gradzen, Gizalki, Lubinia Mata, Kotlin, Rozdrazew, Krotoszyn - 109 km, 260 hm, max.: 156 m ü. NN - Hotel Wodnik - gpsies.com
5. Tag: Krotoszyn, Sulmierzyce, Nowy Zamek, Milicz, Sulow, Ujezdziec Wielki, Trzebnica, Goledzinow, Wroclaw (Breslau) - 105 km, 240 hm, max.: 253 m ü. NN - The Granary Hotel - gpsies.com
6. Tag: Wroclaw (Breslau), Mokronos Dolny, Sadkow, Kostomloty, Goscislaw, Strzegom - 61 km, 260 hm, max.: 244 m ü. NN - Hotel Stragona - gpsies.com
7. Tag: Strzegom, Jugowa, Bolkow, Radomierz, Podgorzyn, Przesieka, Spindleruv Mlyn (Spindler Mühle) - 80 km, 1420 hm, max.: 1200 m ü. NN - Hotel Spindlerova Bouda - gpsies.com
8. Tag: Spindleruv Mlyn (Spindler Mühle), Vrachlabi (Hohenelbe), Hostinne (Arnau), Dvur Kralove (Königshof an der Elbe), Jaromer, Nove Mesto nad Metuji (Neustadt an der Mettlau) - 98 km, 180 hm, max.: 1200 m ü. NN - Hotel Rambousek - gpsies.com
9. Tag: Nove Mesto nad Metuji (Neustadt an der Mettlau), Dobruska, Vamberk, Usti nad Orlici, Landskroun, Moravska Trebova (Mährisch Trübau) - 94 km, 750 hm, max.: 584 m ü. NN - Penzion Best - gpsies.com
10. Tag: Moravska Trebova (Mährisch Trübau), Busin, Lisnice, Bila Lhota, Litovel, Olomouc (Olmütz), Trsice, Radslavice, Bystrice Pod Hostynem - 113 km, 760 hm, max.: 574 m ü. NN - Penzion Rondo - gpsies.com
11. Tag: Bystrice Pod Hostynem, Ratibor, Vsetin, Halenkov, Karolinka, Makov, Turzovka - 94 km, 920 hm, max.: 815 m ü. NN - Motel Smazak - gpsies.com
12. Tag: Turzovka, Cadca, Klubina, Radostka, Terchova, Parnica, Dolny Kubin - 87 km, 630 hm, max.: 760 m ü. NN - City Hotel Park - gpsies.com
13. Tag: Dolny Kubin, Malatina, Liptovsky Tmovec, Liptovsky Hradok, Podbanske, Strbske Pleso - 88 km, 1150 hm, max.: 1315 m ü. NN - Penzion Litvor 1 - gpsies.com
14. Tag: Strbske Pleso, Vysoke Tatry, Velka Lomnica, Vrbov, Spissky Stvrtok, Spisska Nova Ves, Kolinovce, Krompachy - 94 km, 380 hm, max.: 1315 m ü. NN - Penzion Piller Kastiel - gpsies.com
15. Tag: Krompachy, Margecany, Rolova Huta, Mala Lodina, Velka Lodina, Trebejov, Kostolany nad Hornadom, Kosice - 62 km, 530 hm, max.: 497 m ü. NN - Hotel Zlaty Dukat - gpsies.com
16. Tag: Kosice, Slanske Nove Mesto, Kalsa, Kazimir, Michafany, Sarospatak, Tokaj - 116 km, 520 hm, max.: 449 m ü. NN - Vasko Panzio - gpsies.com
17. Tag: Tokaj, Balsa, Ibrany, Nyirbogdany, Besenyod, Nyirbator - 100 km, 140 hm, max.: 155 m ü. NN - Bastya Wellness Hotel - gpsies.com
18. Tag: Nyirbator, Vallaj, Carei, Decebal, Satu Mare - 71 km, 80 hm, max.: 152 m ü. NN - Hotel Aurora - gpsies.com
19. Tag: Satu Mare, Ardud, Bogdand, Chiesd, Borla, Zalau - 125 km, 480 hm, max.: 339 m ü. NN - Griff Hotel - gpsies.com
20. Tag: Zalau, Creaca, Chechis, Balan, Hida, Panticeu, Chinteni, Cluj-Napoca (Klausenburg) - 109 km, 650 hm, max.: 534 m ü. NN - Hotel Transilvania - gpsies.com
*** Rückfahrt nach Bochum bzw. Stuttgart *** (Cluj-Napoca - Flughafen: 14 km)


Tourkarte:


Tourbericht:

Nach den vielen Sehenswürdigkeiten auf der letztjährigen Radtour fiel uns die Planung der 2010er Radtour nicht so leicht. Wir entschieden uns schließlich für eine Strecke von Danzig nach Cluj-Napoca und darin als Highlights das Riesengebirge, die Karpaten und die Hohe Tatra einzubauen. Es sollte somit mal wieder eine etwas anstrengendere Tour werden. Nach den guten Erfahrungen der letzten beiden Jahre haben wir auch dieses Jahr sämtliche Hotels im Voraus gebucht. Wahrscheinlich wäre dies nicht nötig gewesen, da wir in kaum einem Hotel eine höhere Auslastung als geschätzte 10 % vorfanden. Die erste Hälfte der Planung übernahm ich, Falko beschäftigte sich mit dem zweiten Teil.

Die angedachte Anreise mit der Bahn nach Danzig scheiterte schon im Planungsstadium an unzumutbaren Verbindungen und zu wenigen Fahrradplätzen in den Zügen. Wir fuhren daher mit zwei Mietwagen nach Rostock und von dort in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit der Fähre nach Gdynia (Gdingen). Die erste Überraschung erlebten wir gleich am Fährterminal: Wir waren nicht die einzigen Radler dort und von einem der übrigen wurden wir gleich als "die drei Fahrradfahrer aus dem Internet" erkannt. Dieser hatte uns zwei Wochen zuvor bei seiner Internetrecherche für eine Ostseeradtour (www.spatzier.net) entdeckt.

--- 1. Tag ---

Sonntag Morgen lief unsere Fähre in Gdynia ein. Die letzten Kilometer nach Danzig fuhren wir mit dem Zug.

Pünktlich zum Tourstart (Bild) am Danziger Hauptbahnhof setzte leichter Regen ein, so dass wir recht bald unsere Regensachen anziehen mussten. Nach unzähligen Wochen übermäßigen Schwitzens bei über 30° C im Büro konnte das Wetter jetzt einfach nicht wahr sein.

Wir ließen uns jedoch nicht entmutigen und verließen Danzig in südlicher Richtung.
Recht bald erreichten wir im Mündungsbereich der Weichsel ein System von kleineren Wasserwegen an denen wir entlang radeln konnten.

Die Strecke war sogar offiziell als Radweg ausgeschildert, dafür dann aber doch aufgrund des Belages aus einzelnen Betonplatten und Gittersteinen etwas holprig. Von Regen und Streckenqualität ließen wir uns nicht entmutigen.

Dann kam die erste Überraschung: An einer Verzweigung der Wasserwege fehlte seit dem letzten Hochwasser die fest eingeplante Brücke. Stattdessen gab es eine Baustelle für einen Neubau (Bild), der allerdings noch nicht zu passieren war. Nach einem Umweg von wenigen km konnten wir aber auf unsere eigentlich angedachte Strecke zurück finden.
Wir stießen kurz vor Tczew (Dirschau) auf die Weichsel, von dem Fluss selbst haben wir mit Ausnahme der Deiche (Bild) jedoch nicht viel sehen können.

Aufgrund einer falsch gewählten Ausfallstraße in Tczew und der nicht immer überragenden Wegqualität an der Weichsel fuhren wir im weiteren Verlauf etwas abseits des Flusses.

Noch vor dem Mittag-essen ereignete sich das erste Malheur an meinem Fahrrad: der Schaltzug für die Ritzel am Hinterrad riss.
Zur Reparatur breiteten wir Fahrradwerkzeug und Ersatzteile am Straßenrand aus und zogen so gleich eine bunte Menge an Zuschauern an. Nach kurzer Montage eines Ersatzzuges konnten wir weiterfahren. Zu Mittag haben wir nach über 60 km in einer Pizzeria in Pelplin gegessen.

Ausgeruht setzten wir unsere Fahrt fort. Zuerst hoppelten wir nach Süden durch eine Baustelle an einer eigentlich gesperrten Straße.
Im weiteren Verlauf führte unsere Strecke zunächst durch schöne Alleen (Bild oben), dann über einen holprigen und später auch matschigen Waldweg (Bild).

Hier brach der Befestigungsbügel meines Vorderlichts, der durch diverse Flug- und Autotransporte schon vorgeschädigt war, endgültig ab. Die Lampe hing somit nur noch an ihrem Kabel und baumelte über dem Vorderrad. Ich trennte das Kabel, opferte die Lampe und hoffte, dass weitere Schäden an meinem Fahrrad noch etwas auf sich warten lassen würden.
Die auf unserer Straßenkarte noch im Planungs- und Baustadium befindliche Autobahn in der Umgebung war mittlerweile schon fertig gestellt worden. Dadurch wurde eine von uns eingeplante Wegkreuzung mittlerweile überbaut und wir mussten uns neben der Autobahn über einen Trampelpfad durchschlagen.

Erschwerend kam nach kurzer Strecke noch ein in einem Einschnitt fließender Bach hinzu, über den wir Räder und Gepäck zu tragen hatten (Bild). Ohne weitere Aufregung radelten wir anschließend zu unserem ersten Tagesziel in Nowe in unmittelbarer Nähe der Weichsel.
--- 2. Tag ---

Weil das Hotel Holland in Nowe etwa 5 km außerhalb der eigentlichen Stadt lag, mussten wir diese Strecke am nächsten Morgen wieder zurück radeln. Unsere heutige Strecke führte meistens nah an der Weichsel entlang. Von dem Fluss selbst sahen wir leider recht wenig, weil sich zwischen Straße und Fluss ja noch der Deich befand (Bild).

Im Frühjahr hatte es hier das letzte Hochwasser gegeben, von dem an vielen Stellen noch übrig gebliebene Sandsäcke zeugten.
Kurz vor Gruczno machte unsere Straße (545) einen Knick und wir entfernten uns etwas von der Weichsel (Bild).

In einem Supermarkt in Gruczno kauften wir unser Mittagessen für ein gemütliches Picknick auf einer Bank. Die Sonne wurde mittlerweile so heiß, dass wir froh über einen Flecken Schatten waren und uns zur Weiterfahrt intensiv mit Sonnenmilch einreiben mussten.
Anschließend schlängelten wir uns wieder durch die Talauen der Weichsel. Bevor wir diese noch vor Trzesacz verließen, nutzten wir die Gelegenheit für einen Fotostopp (Bild).

Dann mussten wir bis Trzesacz erstmal wieder bergauf fahren, bevor wir dort auf die 256 stießen.
Bis kurz vor unserem Tagesziel in Bydgosczc konnten wir die kleinen Wirtschaftswege im Umfeld der Weichsel nutzen (Bild). Erst auf den letzten 10 km sollten diese auf einen großen Stadtzubringer münden.

Daher hatte ich zur Vermeidung des starken Straßenverkehrs die Stadteinfahrt mit Google-Maps und der Option Fußgänger geplant.
Den richtigen Abzweig zur vorbereiteten Strecke haben wir auch leicht gefunden. Aber schon an der nächsten Kreuzung hätten wir auf eine Sandpiste abbiegen müssen, in der unsere Räder mehrere cm versanken (Bild).

An eine Weiterfahrt war hier nicht zu denken. Jetzt hieß es zu improvisieren und eine Alternativroute zu finden
Wir waren noch an das horrende Preisgefüge für durchschnittliche Hotels in Norwegen gewohnt und haben in Polen für weniger Geld größtenteils deutlich bessere Hotels vorgefunden. So auch das Pod Orlem, ein frisch restaurierter Gründerzeitbau mit dem Charme einer längst vergangenen Zeit und einer riesengroßen Suite.

Obwohl eine Straßen-karte im Maßstab 1:200.000 nicht wirklich als Stadtplan taugt, haben wir mit etwas Glück unser Hotel Pod Orlem im Stadtzentrum gut erreicht.
Anschließend begaben wir uns an eine kurze Stadtbesichtigung und auf die Suche nach einem guten Restaurant.

Während uns bei der Stadteinfahrt die meisten Gebäude noch herunter gekommen und schlecht gepflegt erschienen, war die Bausubstanz im Zentrum deutlich besser erhalten und frisch renoviert.

Am Marktplatz (Bild oben) fanden wir schließlich ein nettes Restaurant und ließen uns ein leckeres 3-Gänge-Menü schmecken.

Spät am Abend gingen wir schließlich ins Hotel zurück. Über die Hauptstraße ratterten die alten Straßenbahn mit entsprechender Lautstärke (Bild). Trotzdem fanden wir auch bei geöffnetem Fenster ausreichend Schlaf.
--- 3. Tag ---

Leider hielt das Frühstück im Hotel Pod Orlem nicht ganz den hohen Erwartungen stand. Aufgrund der geringen Gästezahl wurde auch das Buffet nur recht spärlich bestückt.

Für die Stadtausfahrt nach Südosten hatte ich bei Google-Earth eine interessant aussehende Straße durch ein Brachgelände entdeckt. Laut Google-Maps problemlos zu befahren und immer geradeaus.

Vor Ort sah die Sache leider ganz anders aus. Schon nach kurzer Strecke standen wir vor dem Werkstor eines großen Chemiewerks, dessen Existenz Google uns leider verschwiegen hatte. Am Werkstor empfahl man uns eine weiträumige Umfahrung des Werksgeländes. Neben schlechter Straßenqualität (Kopfsteinpflaster) erwartete uns hier auch ein enormer LKW-Verkehr.
Eigentlich sollte uns die ursprünglich geplante Straße direkt geradeaus in einen Waldweg führen.

Die Umfahrung machte die Orientierung jedoch schwieriger. Doch wir versuchten unser Glück und bogen in einen plattierten Weg ein (Bild oben).

Nach kurzer Strecke kamen wir in den dichten Wald. Außer einer wenig hilfreichen Beschilderung, dass wir auf Weg "7" fuhren, gab es keine weiteren Hinweise zur Orientierung. Letztlich mussten wir aber nochmal nach Süden abbiegen. Nachdem wir das Abbiegen an zwei Trampelpfaden verworfen hatten, kam schließlich ein mit der Nummer "1" markierter Hauptweg, den wir dann auch nutzten (Bild). Allerdings waren wir uns etwas unsicher, auch den richtigen Weg erwischt zu haben.
Umso erleichterter waren wir, als wir am Ende des Waldes den erwarteten Ort erreichten. Der Morgen hatte uns mehr Zeit gekostet als geplant, so dass wir wenige km später erstmal Mittag an einem kleinen Supermarkt in Nowa Wies Wielka machten.

Nachmittags radelten wir bei leichter Bewölkung zunächst über mehrere kleine Wirtschaftswege durch die Felder (Bild).
Hinter Jordanowo nutzten wir wieder einen bei Google-Earth entdeckten Weg, der auf keiner Straßenkarte zu finden war. Im Gegensatz zum Vortag war dieser aber gut befahrbar (Bild).

Ab Pakosc fuhren wir an einem See entlang, später über die in der Karte gelb markierte Straße 262 in Richtung Powidz.

Diese Straße verließen wir knapp 10 km vor unserem Ziel. Das von uns gebuchte, brandneue Hotel Moran in Powidz machte mir leichte Sorge, weil es nach der eigenen Webseite auch erst im Juli eröffnet haben sollte. Ich sah uns schon auf einer Baustelle übernachten.
Diese Vorahnung schien sich nach einem nur provisorischen Hinweisschild an der Hauptstraße und einer 5 km langen Zufahrt über eine tiefe, mit dem Fahrrad nahezu unpassierbare Sandpiste (Bild) zu bestätigen. Schließlich wendete sich aber alles zum Guten: Zwar waren die Bauarbeiter noch mit der Pflasterung des Hotelparkplatzes beschäftigt, es stand auch nirgendwo an dem Neubau ein Hinweis, dass es sich tatsächlich um das gesuchte Hotel handelte und das Personal an der Rezeption wirkte noch sehr unsicher, aber das Hotel machte im Ganzen einen modernen und sauberen Eindruck.

Unsere größte für den Rest des Tages verbleibende Herausforderung bestand in der Bedienung der Hight-Tech-Made-In-China-Duschkabine. Zwar konnten wir Beleuchtung, Radio, Wassertemperatur und Massagedüsen recht schnell im Duschcomputer einstellen, aber wir scheiterten immer wieder an der bloßen Inbetriebnahme der Deckenbrause. Zu unserem Trost hat der herbeigerufene Hausmeister aber auch knappe 10 Minuten benötigt, ehe er die komplizierte Technik beherrscht hat.
--- 4. Tag ----

Da unser Hotel etwas außerhalb von Powidz auf einer kleinen Halbinsel lag, mussten wir auf einem guten Teil der Sandpiste auch wieder zurück (Bild). Das Radfahren war hier entsprechend anstrengend und wir waren froh, als wir die nächstgrößere Straße erreichten.
Aber auch diese Straße war nicht optimal, sondern von Unebenheiten und Schlaglöchern durchsetzt. Und es wurde nicht besser.

Als nächstes landeten wir auf einer Straße aus Betonplatten (Bild). Das Schlimme daran waren die mit teilweise großem Versatz ausgeführten Fugen im 5-m-Abstand, die der Wirbelsäule regelmäßig einen Schlag verpassten.

Besser wurde es straßentechnisch erst nach dem Mittag. Auf Wirtschaftswegen durch das flache Land (Bild unten) radelten wir in Richtung Krotoszyn.
In Krotoszyn hatten wir ein etwas außerhalb gelegenes Hotel in einem Gewerbegebiet gebucht. Ein großer deutscher Automobilzulieferer hatte hier sein Werk errichtet, entsprechend wenig touristisch war das Hotel angelegt.

Im Untergeschoss befand sich noch ein öffentliches Hallenbad, so dass wir den leichten Chlorgeruch für den Rest des Tages nicht mehr aus der Nase bekamen. Mit unseren Rädern mussten wir im Fahrstuhl ins oberste Geschoss.

Dieses haben wir auch für den Rest des Tages nicht mehr verlassen. Glücklicherweise besaß das Hotel noch ein Kantinen ähnliches Restaurant, in dem wir zu Abend aßen.
--- 5. Tag ----

Am nächsten Morgen lachte uns wieder die Sonne ins Gesicht. Für die Strecke von Krotoszyn nach Breslau hatten wir uns gegen die Hauptstraße entschieden. Stattdessen verließen wir die Stadt morgens in östlicher Richtung.

Im Zickzack schlängelten wir uns über Sulmierzyce nach Milicz (Bild). Im Verlauf des Vormittags erreichten wir einen Nationalpark mit dichtem Waldbestand aus Kiefern. Bei dem warmen Wetter tat jeder Schatten gut.
Hinter Milic fuhren wir erst in westlicher dann südlicher Richtung nach Trzebnica. Es war mittlerweile sehr heiß geworden und wir machten Rast an einer Tankstelle, die über ein paar Sitzbänke verfügte (Bild). Hier saßen wir zunächst in der prallen Sonne, ehe uns ein Angestellter noch einen Sonnenschirm brachte.
Bis hierher war der Tag sehr angenehm (Bild), jedoch je näher wir an Breslau kamen, desto mehr Verkehr befand sich auf den Straßen.

Kurz vor Breslau addierten sich zum Straßenverkehr noch 2 große Bauprojekte für Umgehungsautobahnen.
Wir kamen in die Vorstädte (Bild), die zunächst wenig ermutigend aus größeren Wohnsiedlungen bestanden. Dafür entschädigte uns die Innenstadt von Breslau. Unser Hotel lag sehr zentral, so dass wir abends noch eine schöne Runde durch das Stadtzentrum drehen
In Breslau konnten wir einige schöne Gebäude bewundern: Unter anderem das ehemalige Kaufhaus Rudolf Petersdorff, das von 1927-28 durch den Architekten Erich Mendelsohn errichtet wurde und mittlerweile eine Bank beherbergt (Bild).
Zum Abendessen ließen wir uns in einem touristischen Lokal direkt am Marktplatz (Bild) nieder.

Das Essen war zwar nur mittelmäßig gut, aber man hatte einen schönen Ausblick auf den Marktplatz.
Anschließend setzten wir uns noch an die Bar im Hotel und stießen bei einem Cocktail auf den bisher tollen Verlauf der Radtour an.
--- 6. Tag ---

Die Strecke von Breslau nach Strzegom war die kürzeste Tagesetappe der 2010er-Tour. Eigentlich hatten wir für morgens noch eine Stadtbesichtigung in Breslau geplant, aber das Wetter war nicht so einladend wie zuvor und außerdem hatten wir am Vorabend ja schon einiges von der Innenstadt gesehen.

Wir verließen Breslau in südwestlicher Richtung auf zunächst recht verkehrsreichen Straßen (Bild).
Hinter der Stadtgrenze kamen wir wieder an einer großen Autobahnbaustelle vorbei, ab hier wurde die Verkehrsbelastung glücklicherweise auch geringer. Dafür setzte der erste Regen ein und wir zogen unsere Regensachen an (Bild). Die Schönwetterphase der letzten Tage fand nun endgültig ihr Ende.
Im weiteren Verlauf wurde die Straße ruhiger (Bild) und wir erreichten eine hauptsächlich von Bergbau geprägte Gegend. Gegenüber den bisher von uns in Polen bereisten Gebieten machten wir ein gewisses Gefälle im Wohlstand mit teilweise verlassenen Industrieflächen und wenig gepflegten Wohnbauten aus.
In einem winzigen Tante Emma Laden in einem kleinen Vorort von Strzegom füllten wir unsere Nahrungs- und Getränkereserven wieder auf (Bild). Draußen drängte uns ein offensichtlich alkoholisierter Kunde noch ein überflüssiges Gespräch auf, wir suchten schnellstmöglich das Weite.

Das Hotel Stragona in Strzegom war die erste kleinere Enttäuschung der 2010er-Tour. Schon im Vorfeld war die Email-Kommunikation etwas holprig verlaufen und ich war mir nicht einmal sicher, ob das Hotel überhaupt wusste, dass wir heute kämen.
Als Gäste waren wir dann auch nicht wirklich willkommen. Bei unserer Ankunft am frühen Freitag Nachmittag war das Hotel vollständig in der Hand einer großen Jugendgruppe, zeitgleich liefen schon die Vorbereitungen für eine Hochzeitsfeier am nächsten Tag.

Die dünne Personaldecke von drei Mitarbeitern war entsprechend gestresst.

Irgendwie konnten wir uns dann aber doch soweit verständigen, dass wir unsere Zimmer beziehen konnten.

Entsprechend dem ärmlichen, durch Bergbau geprägten Umland war das Hotel recht einfach, aber zumindest sauber.

In der Stadt selbst war es schwierig, ein geeignetes Restaurant zu finden. So landeten wir schließlich in einer Pizzeria (Bild).
--- 7. Tag ---

Am Vorabend hatten wir uns für das Frühstück auf 8:00 Uhr vertrösten lassen. Wegen der späten Zeit fanden wir uns deshalb pünktlich im Erdgeschoss des Hotels ein. Von Vorbereitungen für das Frühstück konnten wir allerdings nichts sehen. Nachdem wir uns bemerkbar gemacht hatten, wurde uns schließlich der für den Abend bereits geschmückte Festsaal aufgeschlossen, von weiterer Aktivität keine Spur.

Um 8:15 wurden uns drei Kaffee vor die Nase gesetzt, nach weiteren 5 Minuten kam ein Wurst- und Käseteller sowie Brot und Stuten nach. Etwas uninspiriert nahmen wir das Frühstück ein.

Für heute war die erste richtig anstrengende Tagesetappe terminiert. Über den Spindlerpass im Riesengebirge wollten wir Polen nach Tschechien verlassen. Passend dazu hatten wir heute auch den ersten Tag richtig schlechtes Wetter: es goss in Strömen. Mutlos packten wir uns in die Regenklamotten und schlossen die Räder auf. Als erstes Zeichen von Freundlichkeit gab uns eine Küchenangestellte noch einen Lappen zum Trocknen der Fahrradsättel.
Im strömenden Regen verließen wir Strzegom. Wegen der einfacheren Orientierung fuhren wir zunächst über die Hauptstraße, schließlich wollten wir unsere Straßenkarte nicht unnötig dem Regen aussetzen. Zusätzlich plagte uns ein unangenehmer Gegenwind, der uns den starken Regen ins Gesicht blies.

Der flachere Teil der Strecke, der eigentlich zum Warmfahren für den nachmittäglichen Aufstieg gedacht war, erwies sich somit bereits als quälende Anstrengung. Etwa alle 10 km stellten wir uns deshalb an einer Tankstelle zu einer kurzen Pause unter (Bild).
Hinter Bolkow verließen wir die Hauptstraße zu Gunsten einer Nebenstrecke. Hier konnten wir uns gleich auf die ersten Hügel und längere Unterbrechungen einstellen.

Dann kam das Unglück: Falkos morgens noch frisch geölte Kette riss an gleicher Stelle wie im letzten Jahr. Wegen des unangenehmen Regens sollte die Reparatur schnell gehen und so drückten wir den Bolzen leider nicht genau symmetrisch in das gerissene Kettenglied. Immerhin konnten wir erstmal weiterfahren.

Doch bereits am nächsten Anstieg - mittlerweile wieder an der Hauptstraße angelangt - löste sich der Bolzen wieder, so dass die Kette an gleicher Stelle riss. Diesmal entfernten wir zwei Kettenglieder und hofften, dass die Reparatur bei der Verknüpfung an einer nicht vorgeschädigten Stelle länger halten würde. Doch auch diese Hoffnung wurde enttäuscht.

Wir verließen die Hauptstraße endgültig am Abzweig zum Schloss Lomnitz und wiederum riss Falkos Kette beim nächsten Anstieg. Regen, Gegenwind und die stetigen Reparaturpausen zehrten mittlerweile deutlich an unseren Kräften und wir froren recht stark. Nach einem weiteren Fehlversuch durch den Einbau eines zu breiten Kettenschlosses, konzentrierten wir uns diesmal auf einen perfekt symmetrischen Einbau des Verbindungsbolzens. Damit hatten wir die Kette für heute besiegt.
Mittlerweile hatten wir enorm viel Zeit verloren und radelten zügig weiter bis Myslakowice. Hier passte die Situation auf der Straßenkarte nicht mit der vorgefundenen Straßenführung überein.

Entweder hatten wir am Ortsanfang bereits das Ortsende erreicht oder die Hauptstraße war zwischenzeitlich verlegt worden. Aufgrund der Zeitknappheit machten wir uns darüber keine großen Gedanken, sondern fragten uns in einem kleinen Geschäft durch. Letztlich handelten wir uns dadurch einen Umweg über Milkow von gut 5 km ein, weil wir eine eigentlich eingeplante Verbindungsstraße verpassten.

Erst nach 17:00 Uhr erreichten wir den Stausee Seidorf (Sosnowka). Hinter dem Damm (Bild oben) begann erst der eigentliche Anstieg auf den Spindlerpass mit über 1200 m Höhe. Regen und Gegenwind haben am späten Nachmittag zwar etwas nachgelassen, aber es war immer noch zu nass um die Regenkleidung auszuziehen. Den Anstieg hieß es also mit den unbequemen Regensachen zu bewältigen. Auf der polnischen Seite führte die Strecke zunächst in den erwarteten Serpentinen mit akzeptabler Steigung bergauf (Bild). Links und rechts der Straße befanden sich in dem touristisch attraktiven Gebiet einige Pensionen und Hotels.
Ganz anders die Situation auf den letzten 4 km. Statt Serpentinen führte der Weg nun geradlinig ohne Rücksicht auf die jeweilige Steigung zur Passhöhe. Einige Rampen hatten mindestens eine Neigung von geschätzten 20 %.

Diese Passagen waren mit unserem schweren Gepäck und in unbequemen Regensachen nicht mehr zu schaffen, so dass wir zwangsweise insgesamt einen guten Kilometer geschoben haben.

Auf dem oberen Abschnitt kam noch Nebel hinzu (Bild). Obwohl sich unser Hotel, die Spindlerova Bouda, direkt an der Passhöhe befindet, war es bei unserer Ankunft dort absolut überhaupt nicht sichtbar. Falko, der voraus gefahren war, ist daher auch gleich daran vorbei geradelt und musste umdrehen.
Vor dem Abendessen mussten wir uns noch um unsere Ausrüstung kümmern. Kleidung und Straßenkarte waren so nass geworden, dass wir im Zimmer noch fix eine Wäscheleine zum Aufhängen spannen mussten.

Auf der reichhaltigen Speisekarte der Spindlerova Bouda gibt es so genannte "Portionen für Großesser". Diese schienen uns genau richtig nach unserem anstrengenden Tag.
Nach einem reichhaltigen Essen gönnten wir uns noch einen Cocktail.

Ohne tschechisches Geld (Der Spindlerpass dient gleichzeitig als Grenze und es gibt dort oben keinen Geldautomaten, gleichwohl nehmen Hotel und Restaurant keine Visakarte an) mussten wir im Restaurant in Euro bezahlen.

Der eigentlich sehr nette Kellner wählte den Umrechnungskurs auch gleich so, dass wir noch einen 20 %-igen Aufschlag zahlen durften.
--- 8. Tag ---

Mit dem Aufwachen fiel der erste Blick sofort aus dem Fenster, schließlich hatten wir ja gestern wegen des Nebels noch nicht viel vom Riesengebirge sehen können. Umso enttäuschter waren wir, als es heute Morgen nicht minder nebelig war.

Zwischen Frühstück und Abfahrt gab es zwar einige Zeitfenster von wenigen Sekunden mit diesigem Blick auf die Berge (Bild), aber bereits bei unserer Abfahrt war wieder alles im Nebel versunken.
Unsere gestern gewonnenen Höhenmeter konnten wir heute zu einer berauschenden Talfahrt einsetzen. Bereits nach wenigen Kilometern hinter der Passhöhe legte sich der Nebel und wir bekamen eine schöne Sicht (Bild).

Bald erreichten wir die Elbe, welche als kleiner Bach in unmittelbarer Nähe entspringt. Unsere heutige Strecke folgte über 80 km bis Jaromer dem Verlauf der Elbe.

Somit war die Orientierung besonders leicht, zumal die Strecke an der Elbe als Radweg 24 (Link) auch gut ausgeschildert war.
An der Elbe sind wir an zwei alten Talsperren mit schön gestalteten Bruchsteinmauern vorbei gekommen. Unterhalb des eigentlichen Ortes Spindleruv Mlyn (Spindlermühle) befindet sich die Krausebauden-Talsperre (Bild). Sie ist von 1910-16 errichtet worden.
Bis Vrchlabi waren unsere Höhenmeter aufgebraucht und wir mussten uns langsam wieder ans Pedale treten gewöhnen.

Die ausgeschilderte Strecke führte uns hier unmittelbar am Skoda-Werk vorbei, ansonsten größtenteils über kleinere Nebenstraßen (Bild), aber auch über Feldwege und Trampelpfade.

Insgesamt eine sehr abwechslungsreiche Wegführung.
In Tschechien wird viel für Fahrradfahrer getan. Der Radweg 24 an der Elbe war perfekt beschildert und wir konnten unsere Straßenkarte heute unbenutzt in der Tasche lassen.

Manchmal wird aber auch etwas übers Ziel hinaus geschossen. Zum Beispiel bei Radwegen über den Bürgersteig, bei denen an jeder Einfahrt das Radwegende und der anschließende Beginn neu ausgeschildert werden (Bild). Hier wird teilweise eine Dichte von 10 Schildern auf 200 m Strecke erreicht.
Leider führte der Elberadweg in Tschechien nicht immer unmittelbar am Fluss entlang. Auch die ein oder andere Steigung mussten wir bewältigen (Bild).
Unmittelbar hinter einem kleinen Waldstück erreichten wir die zweite Talsperre des heutigen Tages. Die Talsperre Les Království wurde nach Planungen von 1903 in der Zeit von 1910-14 und 1919-20 gebaut.

Unser Radweg führte direkt über die Krone der Staumauer mit ihren verspielten Torbögen und Türmchen.
Ein schönes Schloss an der Elbe befindet sich in Kuks. Wir nutzten das schöne Wetter zu einer kurzen Besichtigung.

Während die Vorderseite des Schlosses in frisch restaurierter Pracht erstrahlt (Bild), wurde die Rückseite eher stiefmütterlich behandelt. Nach kurzer Pause machen wir uns wieder auf den Weg.
Der weitere Radweg führte uns leicht oberhalb der Elbe durch weite Felder und kleine Ortschaften (Bild).

In Jaromer haben wir den Radweg an der Elbe verlassen und sind auf die Straße 285 nach Nove Mesto nad Metuji (Neustadt an der Mettlau) abgebogen. Mittlerweile hatte sich das schöne Sommerwetter zu einer dunklen Drohkulisse entwickelt.

Wir beeilten uns, um das Hotel Rambousek möglichst noch im Trockenen zu erreichen. Bis auf wenige Regentropfen ist uns dies glücklicherweise auch gelungen.
Das Durchblättern des Reiseführers bei der Planung ließ bereits erahnen, dass uns im Ort eher mäßige Hotels erwarten würden.

Diese Einschätzung schien sich zu bewahrheiten. Das Hotelgebäude und die Zimmer waren zwar nicht übermäßig dreckig, aber doch muffig und heruntergekommen.

Dafür entschädigte die Altstadt ein wenig, die auf einem Felsen an der Mettlau liegt und einen schönen Blick auf den Fluss bietet (Bild).
--- 9. Tag ---

Nach einem durchaus akzeptablen Hotelfrühstück machten wir uns am nächsten Morgen wieder auf den Weg. Aufgrund des nicht besonders guten Wetters entschieden wir uns, die geplante Strecke etwas zu vereinfachen.

Statt das Adlergebirge über kleinere Nebenstraßen seitlich zu tangieren, hielten wir uns über die Hauptstraße vom Gebirge zunächst entfernt (Bild).
Über die Hauptstraße war es natürlich nicht der schönste Weg, aber der Straßenverkehr hielt sich zumindest in Grenzen. Teilweise gab es neben der Straße auch Radwege.

In Vamberk mussten wir wegen einer größeren Straßenbaustelle durch die Innenstadt fahren (Bild).
Im Bereich der Ortsdurchfahrten nahm der Verkehr jeweils regelmäßig zu. Hier wurde auchg das ein oder andere Mal die Geschwindigkeit gemessen. Für Radfahrer funktionierte die Messung aber nicht immer einwandfrei …
Bis zum Mittag schafften wir es bis zum Ort Usti nad Orlici (Bild). Hier speisten wir im Hotel Florida direkt am Marktplatz.

Hinsichtlich des Wetters war der Name des Hotels nur bei Beginn Programm. Der Himmel bewölkte sich zunehmend mit dunkelsten Wolken und das Wetter entwickelte sich immer mehr in Richtung Bergen.

Zunächst blieb es noch trocken und wir machten uns wieder auf den Weg.
Glücklicherweise konnten wir die Hauptstraße zu Gunsten der kleineren 315 in Richtung Lanskroun verlassen. Auf der neuen Straße (Bild) war zwar mehr oder weniger kein Verkehr, dafür ging es aber von Beginn an ordentlich bergauf.

Zudem waren zwei Trecker gerade damit beschäftigt, am Randstreifen Sträucher und Gras zu mähen, so dass wir den ganzen Anstieg den Duft frischen Mähgutes in der Nase hatten. Trotz dunkler Wolkenkulisse blieb es aber erstmal trocken. Erst knapp vor Lanskroun setzte dann ein heftiger, aber kurzer Regenguss ein. Wir fanden zum Glück eine Tankstelle mit großem Dach zum Unterstellen.
In Lanskroun selbst entdeckten wir ein Fahrradgeschäft, an dem wir sofort Halt machten. Hier wurde Falkos Kette ausgetauscht, die uns ja am Riesengebirge soviel Kummer bereitet hatte.

Ich nutzte die Gelegenheit, auch meinen Fahrradständer, der nach 15 Jahren und schwerem Gepäck leichte Schwächen zeigte, gegen ein tschechisches Modell auszutauschen. Mit dem neuen Fahrradständer stand mein Fahrrad erstmal wieder nahezu senkrecht. Außerdem ließ ich meine halbseitig abgefahrenen Bremsklötze hinten ersetzen. Alle Reparaturen zusammen haben nur etwa 30 € gekostet.

Mittlerweile hatte der Regen auch wieder aufgehört und wir starteten zum letzten Teilstück nach Moravska Trebova (Bild). Hier hatten wir eine nette Pension, dafür aber ein eher mäßiges Abendessen im Ort.
--- 10. Tag ---

Ein leckeres Frühstück in angenehmer Atmosphäre genossen wir in Moravska Trebova am nächsten Morgen (Bild). In unserer Pension nächtigten einige deutsche Geschäftsleute, die beim Frühstück einfach etwas schneller waren als wir. Brötchen und Eier waren daher schon knapp, aber wir sind noch satt geworden.

Die Stadt verließen wir über die Hauptstraße nach Osten. Es war schon recht warm und zu Beginn stand gleich ein ordentlicher Anstieg auf unserem Programm.
Nach 11 km konnten wir die Hauptstraße endlich verlassen und landeten auf kleinen Fahr- und Wirtschaftswegen, die durch Wälder und Felder führten (Bild). Nun ging es wieder bergab und die Strecke war ausgesprochen schön.

Nach einer kleineren Ortschaft folgten wir einigen Fahrradschildern, in der Hoffnung eine ähnlich schöne Strecke wie zuvor zu finden.
Die Schilder führten uns zunächst auf einen Feldweg (Bild), dann ließen sie uns im Stich und wir bogen falsch nach rechts ab. Der Weg war hier durch den Regen der letzten Tage in einer recht matschigen Verfassung.

Wir realisierten zwar schnell, dass wir nicht mehr so ganz auf dem richtigen Weg sein konnten, verspürten aber auch wenig Lust, durch den schon überstandenen Matsch noch einmal zurück zu fahren.
So ließen wir uns in einen dunklen Wald locken (Bild). Der Weg wurde nicht besser, aber die Hoffnung blieb. Auf den verschlungenen und sich weit verzweigenden Waldwegen orientierten wir uns bald nach dem Sonnenstand, zumindest solange diese bei den dichten Bäumen überhaupt noch sichtbar war. Nach unserer Straßenkarte konnte die Länge des Waldes in sämtlichen Richtungen nicht länger als 3 km sein, so dass wir eigentlich nichts falsch machen konnten.

Nach einigen Matschdurchfahrten, Schiebepassagen und einer groben Reinigung der Bremsen und Schutzbleche, damit sich die Räder überhaupt wieder drehen konnten, erreichten wir endlich wieder eine Straße.
Das kleine Waldabenteuer hatte uns einiges an Zeit gekostet. Wir radelten daher zügig weiter und verzichteten auf zusätzliche Umwege. Nach dem Mittag in einem Cafe in Litovel fuhren wir auf einer Landstraße parallel zur Autobahn (Bild) in Richtung Olmütz. Hier kamen wir ordentlich voran.
In Olmütz toste der Straßenverkehr und wir hatten Mühe, eine passable Strecke durch die Großstadt zu finden.

Zeit zu einer Besichtigung des Zentrums blieb uns zwar nicht, aber schon beim Durchfahren fielen uns einige schöne Gründerzeit-Villen auf (Bild). Wir wühlten uns weiter über die verkehrsreichen Straßen bis zum Südende der Stadt. Nicht ohne uns über einen Autofahrer zu ärgern, der Marion übel beim Überholen geschnitten hatte.
Anschließend wurde es wieder etwas ruhiger. Wir fuhren über viele einsame Nebenstraßen (Bild) und durch kleinere Ansiedlungen nach Bystrice pod Hostynem.

Die kurvige und abwechslungsreiche Strecke führte uns über einige Hügel, die Sonne lachte und wir wurden für den unschönen Verkehr in Olmütz gut entschädigt.

In Bystrice pod Hostynem hatten wir wieder Glück mit der Pension. Alles machte einen ordentlichen Eindruck und angesichts der fortgeschrittenen Zeit beschlossen wir auch gleich dort zu Abend zu essen.
--- 11. Tag ---

Frohen Mutes verließen wir die schöne Pension am folgenden Morgen (Bild). Unsere Tagesaufgabe bestand heute aus zwei kleineren Bergen mit Höhen von rund 700 m. Wir fuhren aus Bystrice pod Hostynem in südlicher Richtung. Wettermäßig lief es zunächst gut an.

Dem ersten Anstieg steuerten wir gemächlich zu. Auf den Verkehrs-schildern ausgewiesene Schneeketten und 12% Steigungen konnten uns nicht einschüchtern.
Die Strecke führte größtenteils durch dichten Wald und war glücklicherweise nur schwach befahren (Bild). Trotzdem freuten wir uns bei Erreichen der Bergkuppe auf 695 m ü. NN.

Anschließend konnten wir bis Vsetin eine gemütliche und anstrengungsfreie Abfahrt genießen. Hier erreichten wir ein größeres Tal, das ein entsprechend stärkeres Verkehrsaufkommen zu bewältigen hatte. Für wenige Kilometer landeten wir auf einer Straße für den Schnellverkehr und waren froh, als wir diese wieder in ein Nebental verlassen konnten.
Gleich zu Beginn vertrauten wir der Beschilderung eines zumindest anfangs gut asphaltierten Radwegs entlang eines Flusslaufes. Es dauerte nicht lange, bis wir uns auf Feldwegen wiederfanden und auch von den Schildern jede Spur verloren hatten. Über einen kleinen aber hügeligen Umweg (Bild) fanden wir schließlich wieder zum Fluss.
Auf diesem Abschnitt war der Radweg gerade als EU-Projekt frisch asphaltiert worden, worauf große Schilder hinwiesen. Das Fahrrad fahren fiel uns entsprechend leicht.

Leider nicht lange, denn es fing an zu regnen und wir stellten uns kurz unter einem Dach aus Wellblech (Bild) unter. Nach einer Viertelstunde konnten wir weiterfahren.

Wir steuerten dem zweiten größeren Anstieg des heutigen Tages entgegen. Im ersten Teil des Nebentals fuhr auch eine Eisenbahn, so dass es hier noch relativ flach war. Der Radweg ähnelte mittlerweile eher einer Erschließungsstraße für Einfamilienhäuser, aber wahrscheinlich hätte sich daran die EU nicht finanziell beteiligt. Nach Ende der Besiedlung endete leider auch der Radweg, so dass wir im Weiteren der Straße folgen mussten.
Plötzlich setzte wieder starker Regen ein und wir hatten Glück, dass wir nach wenigen Metern am Straßenrand einen Sonnenschirm vor einem Kiosk zum Unterstellen entdeckten (Bild). Mit angenehmem Wetter war nun nicht mehr zu rechnen, so machten wir uns nach kurzer Pause trotz Regens wieder auf den Weg.

Mittlerweile waren wir auch im hinteren Teil des Nebentals angekommen. Passend zum Wetter wurden auch die Anstiege unangenehm. Statt vieler Serpentinen ging es mit 14 % Steigung bergauf in Richtung slowakischer Grenze. Erschwerend kamen starker Regen und unsere nasse Regenkleidung hinzu.
Auf der Bergkuppe, die gleichzeitig die Grenze zwischen Tschechien und der Slowakei markierte, ließ der Regen etwas nach. Wir nahmen uns die Zeit für einen kurzen Fotostopp (Bild), mussten wir doch auf slowakischer Seite nur noch 20 km bergab fahren.

Hinsichtlich der Übernachtungen war der Tiefpunkt der diesjährigen Tour das Motel Smazek in Turzovka. Allerdings hatten wir in den Vorjahren auch schon Schlimmeres erlebt. Zum Motel gehörte eine Bierkneipe, die von wenigen Stammgästen gut leben konnte.
Zumindest torkelte uns beim Betreten des Motels schon ein an der Hauswand entlang hangelnder Gast entgegen. Drinnen saßen dann noch zwei oder drei ähnliche Gestalten.

Unser eigentliches Problem waren die nicht ganz so sauberen Zimmer. Wir hatten das Gefühl, dass eine Reinigung von Bad, Boden und Bettwäsche nur nach jedem dritten Gast erfolgt. Bei der Bettwäsche machte dieses Vorgehen vielleicht auch Sinn, da sich diese aufgrund ihres Alters und des anzusehenden Verschleißes ansonsten bereits zu Staub aufgelöst hätte.

Der Ort Turzovka selbst konnte nicht mehr beeindrucken, als das Motel bereits vermuten ließ. Immerhin wurde die Fußgängerzone gerade frisch plattiert. Durch die Baustelle wären wir fast an der größten Sehenswürdigkeit des Orts vorbeigelaufen, dem Restaurant Artemis. Hier haben wir perfekt zu Abend gegessen (Bild).
--- 12. Tag ---

Da uns die Frage, wie viele Leute morgens schon in der Kneipe sitzen und sich betrinken, nicht so sehr interessierte, haben wir auf das Frühstück im Motel gerne verzichtet. Ganz in der Frühe und entsprechend nüchtern (auch was das Essen angeht) verließen wir das Motel (Bild) und fuhren etwa eine Stunde bis zum nächstgrößeren Ort Cadca.
Hier fanden wir ein angenehmes Bistro und bestellten ein ausgiebiges Frühstück. Noch während des Essens zog sich das anfangs passable Wetter immer mehr zu, so dass wir mit baldigem Regen rechneten.

Gut gestärkt setzten wir unsere Reise fort. Entgegen unserer Erwartung hielt sich auch das Wetter, im Verlauf des Tages wurde es sogar richtig heiß (Bild).
Auf einer kleinen Seitenstraße zwischen Klubina und Terchova erwartete uns der erste Anstieg des heutigen Tages. Wie in den Vortagen war die Bergkuppe bei etwa 700 m ü. NN erreicht. Hier machten wir eine kurze Rast (Bild).
Kurz vor Terchova nahm die Besiedlung wieder zu und die Straße schlängelte sich durch das Gebirge (Bild).

Südlich von Terchova befindet sich der Nationalpark "Mala Fatra" mit dem "Kleinen Fatra Gebirge".

In Terchova selbst legten wir eine Mittagspause ein. Es gab im Ort einen großen Supermarkt und wir ließen uns am Fuße des Denkmals für einen slowakischen Nationalhelden (Juraj Janosik) nieder.
Frisch gestärkt mussten wir nach dem Mittag über den nächsten Berg.

Hinter Terchova stieg die Straße zunächst ganz allmählich an, ehe die letzten Meter auf eine Höhe von etwa 760 m ü. NN doch wieder sehr anstrengend wurden.

Oben angekommen, bot sich ein toller Ausblick auf die umliegenden Berge (Bild). Von hier mussten wir wieder steil bergab, ehe wir nach rechts in Richtung Parnica durch den Nationalpark "Mala Fatra" einbogen.

An den Ausläufern des Gebirges blieb es zum Glück vergleichsweise flach.
Die weitere Strecke von Parnica nach Dolny Kubin führte über eine größere Straße ohne weitere Steigungen (Bild). Am frühen Nachmittag erreichten wir unser Hotel.

Nach dem Regen der letzten Tage hatte mich heute meine Schaltung mit heftigen Quietschgeräuschen genervt.

Vor dem Hotel in Dolny Kubin habe ich daher Kette und Ritzel noch einer Intensivreinigung und -ölung unterzogen. Leider habe ich dabei von den beiden Laufrädchen am Umwerfer nur das untere, leichter zugängliche demontiert und gereinigt. Die erzielte Verbesserung hielt daher nur für zwei Tage.
--- 13. Tag ---

Auf unserem Programm stand heute die Strecke mit den meisten Höhenmetern. Und wie sollte es anders sein: Schon morgens in der Früh regnete es in Strömen. Entmutigt begaben wir uns zum Hotelfrühstück, das uns auch nicht wirklich erfreuen konnte. Bei der anstrengenden, uns bevorstehenden Etappe konnten wir auf den Regen keine Rücksicht nehmen. So kleideten wir uns noch im Hotelzimmer in vollständiger Regenmontur.

Zur Abfahrt stockten wir im benachbarten Supermarkt unsere Getränke- und Keksreserven wieder auf. Mittlerweile hatte der Regen nachgelassen und optimistisch entledigten wir uns wieder der Regenkleidung. Zur Eingewöhnung an die Hohe Tatra startete die heutige Tagesetappe gleich zu Beginn mit einem gehörigen Anstieg von etwa 400 Höhenmetern (Bild).
Der Anstieg auf den Vormittagsberg endete in einem kleinen Örtchen namens Malatina. Von hier oben konnten wir die umliegenden Erhebungen im nebeligen Dunst bewundern (Bild).

Nach unserer Straßenkarte sollte der Anstieg zwar noch asphaltiert sein, aber bei der anschließenden Abfahrt handelte es sich um einen Fahrweg mit undefiniertem Untergrund. Hier hatten wir Sorge vor regenweichem Matsch- und Waldboden.
Doch diese Sorge war unbegründet, der Untergrund war recht fest, teilweise sogar asphaltiert, und mit angezogenen Bremsen sausten wir talwärts (Bild).

Leider bewölkte es sich zunehmend und wir mussten in den nächsten Minuten mit starkem Regen rechnen.
Im Tal erreichten wir den Liptauer Stausee (Liptovska Mara), den größten Wasserspeicher der Slowakei. Mit den Wolken wirkte der Ausblick auf den See sehr bedrohlich (Bild).

Es dauerte nicht mehr lange, bis der erwartete Regen tatsächlich einsetzte. In voller Regenmontur und bei starkem Gegenwind mühten wir uns noch weitere 20 km bis Liptovsky Hradok zum Mittagessen.
Um nicht viel Zeit zu verlieren beschränkten wir uns auf eine Pizza an einer Imbissbude mit Vordach zum Unterstellen (Bild).

Glücklicherweise ließ der Regen im Verlauf der Pause nach und wir konnten uns ohne die hinderliche Regenkleidung an den Aufstieg zur Höhenstraße an der Hohen Tatra begeben (Bild unten).

Nach den steilen Rampen der letzten Tage hatten wir einen gehörigen Respekt vor den bevorstehenden knapp 900 Höhenmetern.
Es war aber alles halb so schlimm. Die Straße besaß eine angenehm flache, kontinuierliche, Neigung, so dass wir bei jedem Blick auf Falkos Höhenmesser überrascht waren, wie viel wir schon geschafft hatten (Bild unten).
Kurz hinter Podbanske kamen wir zwar noch einmal in einen kleinen Schauer, die eiligst angezogene Regenkleidung konnten wir aber sofort wieder ausziehen und wie gewohnt weiterfahren (Bild unten). Es blieb aber weiterhin stark bewölkt und diesig, so dass Gelegenheiten für tolle Fotos rar blieben.

Zu unserem Übernachtungsort Strbske Pleso mussten wir von der Höhenstraße noch auf eine Stichstraße einbiegen. Bei der Vorplanung waren wir uns noch sicher, dass es sich um eine sehr flache Straße handeln müsste, weil laut Straßenkarte parallel eine Eisenbahnstrecke verlief. Erst im Zuge der weiteren Planung entpuppte sich die in der Karte eingezeichnete Bahnstrecke als Zahnradbahn. Wir waren daher sehr gespannt auf den uns am Ende der Tagesetappe noch erwartenden Anstieg.
Doch auch diesen letzten Anstieg steckten wir gut weg. Etwas enttäuschend war allerdings das Hotel. In Strbske Pleso hatte im Jahr 1970 die Weltmeisterschaft der nordischen Kombination stattgefunden. Im Zuge der WM waren im Vorfeld einige Hotels im sozialistischen Style gebaut worden. Und genau in so einem - im Laufe von 40 Jahren entsprechend heruntergewirtschaftet - waren wir gelandet:

Bröckelige Fassade, muffige Zimmer, rostiges Leitungswasser und schlechte Matratzen. Wir bemühten uns, die Aufenthaltszeit im Hotel möglichst gering zu halten und gingen zum Abendessen in den Ortskern.
--- 14. Tag ---

In der Nacht hatte es wieder viel geregnet und wir bereiteten uns mental auf einen nassen Tag vor. Doch ein bisschen Glück hatten wir auch. Während der ganzen Zeit regnete es tagsüber nicht halb soviel wie nachts. So war es auch heute. Bis wir nach dem Frühstück zum Aufbruch (Bild) bereit waren, ließ der Regen auch schon nach und der Himmel klarte teilweise auf.
So konnten wir endlich die schönen Ausblicke von der Hochstraße genießen. Auf der anderen Seite des Tales sahen wir nun erstmals die Niedere Tatra (Bild).
Wir folgten der Hochstraße bis Tatranksa Lomnica. Die Straße dorthin führte meist bergab, allerdings gab es auch einige Anstiege mit schönem Blick auf die hinter uns liegenden Berge der Hohen Tatra (Bild).
Zwischendurch zog immer mal wieder Nebel auf, der insbesondere dort gespenstisch aussah, wo vor einigen Jahren ein Wirbelsturm weite Flächen des Waldbestandes an der Hohen Tatra entwurzelt hatte (Bild).
Der Nebel wurde wieder dichter (Bild) und wir fuhren weiter bis Tatranksa Lomnica.

Dann investierten wir die verbleibenden Höhenmeter in eine seichte Talabfahrt nach Velka Lomnica.

Unterwegs fielen uns einige aufgegebene und zerfallene Urlaubsstätten aus der sozialistischen Ära auf. Im Vergleich dazu hatten wir dann doch nicht so schlecht übernachtet.

Je tiefer wir kamen, desto besser wurde das Wetter.
Ab und zu hielten wir an, um den herrlichen Anblick der hinter uns liegenden Hohen Tatra zu bewundern (Bild).

Die weitere Strecke führte uns über kleine Straßen und schöne Dörfer durch das hügelige Gelände.

Ein schönes Panorama bot auch die Anfahrt nach Vrbov (Bild unten).
So ging es weiter bis Spissky Strvtok, wo wir kurz zuvor wieder auf die Hauptstraße (D 50) stießen und Mittag machten.

Die essenstechnische Infrastruktur ließ hier allerdings stark zu wünschen übrig. Ein nahezu fertig gestellter Bistroneubau hatte noch nicht eröffnet. So deckten wir uns an einer Mini-Tankstelle mit Süßkram ein und verspeisten diesen auf den Treppen vor dem Bistro (Bild unten). Mittlerweile zeigte sich die Sonne von ihrer besten Seite, so dass wir froh waren, im Schatten sitzen zu können.
Anschließend fuhren wir über die Straßen 536 und 547 weiter. Mit Ausnahme leichter Hügel war es hier angenehm flach bis leicht bergab. Leider meldete sich im Laufe des Nachmittags meine Schaltung wieder mit Quietschgeräuschen. Und das sogar heftiger als je zuvor.

Unglücklicherweise fuhren wir mittlerweile kurz vor Bystrany durch eine derart arm wirkende Roma-Siedlung, dass uns selbst bloßes Anhalten als zu riskant vorkam. Mir blieben ungefähr drei nicht quietschende Gänge, mit denen ich mich begnügen musste. Da wir selbst keine Fotos der Roma-Siedlung machen wollten, können wir nur einen Link auf die Fotos in Panoramio angeben.

Am späten Nachmittag erreichten wir schließlich Krompachy. Auch diese Stadt machte einen sehr armen Eindruck und wir hatten schon Angst vor dem Hotel. Umso überraschter waren wir, als Falko zielstrebig zu dem einzig ansprechenden Gebäude im Ort steuerte und sich dahinter ein wahres Kleinod in Form einer gepflegten und ansprechenden Pension verbarg (Bild unten).

Vor dem Abendessen widmeten wir uns noch den Quietschgeräuschen meines Fahrrades, die wir durch Demontage, Reinigung und Ölung des zweiten Laufrädchens am Umwerfer endgültig in den Griff bekamen. Dass wir eigentlich Falkos etwas luftleeren Hinterreifen auch noch aufpumpen wollten, haben wir glatt vergessen.
--- 15. Tag ---

Nachdem wir gestern Abend noch mein Fahrrad repariert hatten, mussten wir uns heute Morgen um Falkos Rad kümmern. Es hatte hinten mittlerweile einen kompletten Plattfuss. Der Schlauch war leicht gewechselt und der Übeltäter im Mantel, ein kleiner Drahtstift, schnell gefunden. Bis hierhin also nichts Besonderes.
Leicht verspätet starteten wir unsere heutige Tagesetappe (Bild). Nicht weit hinter Krompachy durchfuhren wir wieder eine sehr arm wirkende Siedlung.

Die Strecke nach Kosice war insgesamt recht kurz, so dass wir nach wenigen Kilometern an der Hauptstraße auf die Waldwege am Flusslauf der Hornad wechseln konnten. Der Einstieg war schnell gefunden, der Fluss hier zu einem kleinen Stausee aufgestaut.
Der anfangs noch asphaltierte Randweg zog einige Rollerblader, Kinderwagenschieber und Angler an.

Nach unseren Maßstäben war der See eher dreckig (Bild), aber hier genügte er wohl noch durchschnittlichen Freizeitansprüchen.
Wenige Kilometer später mussten wir einen dunklen Fußgängertunnel von etwa 500 m Länge mit schlammiger Fahrbahn und tiefen Pfützen durchfahren (Bild).
Hiernach fanden wir uns auf einem Waldweg mit Kiesbelag wieder (Bild). Obwohl wir uns weiterhin nur wenige Meter neben dem Fluss befanden, schraubte sich der Waldweg entlang einer steilen Böschung beträchtlich in die Höhe.
Bis zur Mittagszeit hatten wir den Höhenrücken überwunden. Jetzt fuhren wir auf asphaltierten und verkehrsarmen Wirtschaftswegen am Fluss entlang (Bild).

Unsere Mittagspause verbrachten wir an einer Bar mit Sitzbänken und Sonnenschirm direkt am Fluss, wo wir die einzigen Gäste waren, die ausschließlich nicht-alkoholische Getränke bestellten.
Bei der anschließenden Weiterfahrt (Bild) mussten wir nur einmal noch Acht geben. Auf einem Parkplatz hinter einer Brücke übten zwei Einheimische mit dem Luftgewehr auf Vögel zu schießen. Wir hielten uns aus der Schusslinie und radelten das letzte Stück bis Kosice weiter.
In Kosice hatten wir mit dem Zlaty Dukat ein Hotel direkt in der Altstadt. Während die alte Fassade des Hotels mit einer Spielhölle und verklebten Scheiben im Untergeschoss noch so unscheinbar erschien, dass wir im ersten Anlauf glatt daran vorbeigefahren sind, waren wir vom Inneren angenehm überrascht: Große Zimmer, moderne Einrichtung, vernünftige Matratzen und endlich mal wieder ein richtiger Duschkopf mit angenehmem Wasserstrahl.
Vor dem Abendessen hat Marion uns noch zu einer kleinen Stadtführung ermuntert. Schließlich kannte sie sich hier schon perfekt aus, da sie die Stadt schon von einem Besuch vor einigen Jahren kannte.

Nachdem wir in den letzten zwei Tagen doch mehrere recht arm wirkende Ansiedlungen zwischen der Hohen Tatra und Kosice erleben durften, war zumindest ich von der Bausubstanz und kulturellen Fülle der Kosicer Altstadt sehr positiv überrascht.

Besonders imposant waren Kathedrale (Bild oben) und Theater (Bild).
--- 16. Tag ---

Nach einem nicht dem sonstigen Ambiente des Hotels entsprechenden Frühstück machten wir uns leicht enttäuscht an die heutige Tagesetappe.

Um Kosice toste der Autoverkehr. Doch Falko hatte über Google-Earth eine Rad- und Joggingstrecke am Fluss ausfindig gemacht (Bild), deren einzige Schwierigkeit im Erreichen des Startpunktes unterhalb einer Brücke an einer Kleeblattkreuzung zweier vierspuriger Straßen bestand. Nach einem kurzen Aufreger am Zebrastreifen im Kurvenbereich der Hauptstraße konnten wir so genüsslich die Stadt verlassen.
Da der Fluss Hornad mittelfristig leider in die falsche Richtung führte, mussten wir diesen hinter der Stadtgrenze leider verlassen. An der von uns ausgesuchten Durchgangsstraße (Bild) tauchte an einem Abzweig nach einigen Kilomtern plötzlich ein Sackgassenschild auf. Dies konte nichts Gutes bedeuten, doch wir fuhren in Ermangelung einer sinnvollen Alternative weiter.
Nach einigen weiteren Kilometern versperrte dann eine Betonbarriere die Fahrbahn, an der wir mit den Rädern aber noch mühelos vorbeikamen.

Wir erfreuten uns an der autofreien Straße, dann kam die Baustelle. Letztlich halb so schlimm wie zunächst befürchtet. Mit Fahren und Schieben konnten wir die gut 200 m fehlender Straße gut überbrücken (Bild).
Wir fuhren gen Südosten und die Sonne hatte mittlerweile ihre ideale Quälhöhe mit einem Einfallwinkel von 90° zwischen ihren Strahlen und unseren ausgestreckten Armen erreicht. Nun kam noch ein gehöriger Anstieg hinzu, der einem den Schweiß auf die Stirn trieb.

Nach einiger Zeit kamen wir nass geschwitzt auf der Bergkuppe an, sogleich ging es ins Nachbartal wieder ordentlich bergab. Nach einer angenehm windigen Bergabfahrt ließen wir uns bei Kalsa auf einige Nebenstraßen im Umfeld einer Eisenbahnlinie ein (Bild). Weitere Steigungen hielten sich hier zum Glück in Grenzen. Trotzdem waren wir bald so durchgeschwitzt, dass wir eine Schattenpause an einer Tankstelle an der nächstgrößeren Straße benötigten.
Unsere Mittagspause wollten wir eigentlich noch auf slowakischer Seite verbringen, doch am Grenzort Slovenske Nove Mesto fanden wir keine Gelegenheit mehr dazu.

So passierten wir die Grenze (Bild) und fuhren nach Satoraljaujhely. Dort holten wir am Geldautomaten ein paar ungarische Forint und ließen uns schließlich vor einer belgischen Fastfood-Grillstube nieder.
Auf den ersten Metern nach dem Mittagessen hat Falko noch ein kleines Kunststück geschafft, indem er sich einen etwa 15 cm langen Winkelhaken in sein Hinterrad gefahren hat. Mit einem Zisch waren sowohl Schlauch leer als auch Mantel ruiniert (Bild). Sinnigerweise in unmittelbarer Nähe eines Fahrradgeschäfts. Wir kauften Schlauch und Mantel neu und montierten beides direkt vor dem Fahrradgeschäft.

Anschließend kamen wir in eine etwas zwiespältige Situation. Ein junger Einheimischer sprach uns mit Händen und Füßen an, ob wir ihm beim Anschieben seines Wagens helfen könnten. Einerseits wollten wir natürlich helfen, schließlich schlägt uns ja auch regelmäßig eine Welle der Hilfsbereitschaft entgegen. Andererseits meldete sich unser metropolengeschädigtes Misstrauen, da die Situation auch gestellt hätte sein können. Die einfältigen Touristen schieben unbedacht einen Wagen an und hinter ihrem Rücken wird ihr Gepäck entwendet. So kam es aber zum Glück nicht. Wir halfen so gut wir konnten, ließen aber auch unsere Räder nicht aus den Augen. Der Wagen sprang an, der Autofahrer bedankte sich noch dreimal bei uns und wir durften uns anschließend im Fahrradgeschäft noch die Hände waschen.
Mit leichter Verspätung setzten wir unsere Reise fort. Parallel zur Hauptstraße gab es zunächst einen Radweg, danach noch eine ältere, mittlerweile ausgediente Straßenverbindung, die entsprechend wenig befahren wurde. Während das flache Land zunächst sehr eintönig wirkte und wir Mühe hatten, überhaupt noch einen Supermarkt für neue Getränke zu finden, erreichten wir gegen Abend das Gebiet am Bergfuß bei Tokaj (Tokaj-Hegyalja, Bild) und das Weinanbaugebiet um Tokaj.
Auf der heutigen Strecke durch Ungarn sahen wir neben dem üblichen Verkehr auch einige Pferdekarren (Bild). Als Nicht-Liebhaber süßen Weißweines war mir die Gegend als Weinanbaugebiet vorher gar nicht bekannt, umso überraschter war ich über plötzlich einsetzenden Tourismus mit vielen schönen Unterkünften und Weinverköstigungen.

Wir selbst haben direkt in Tokaj übernachtet und quasi gegenüber unserer Pension zu Abend gegessen. Ein Essen, das in Erinnerung bleibt. Und das weniger wegen des einheimischen Weins, sondern vielmehr wegen der zähen Rindersteaks. Zwar waren Soßen und Beilagen sehr lecker, aber das Schneiden des Fleisches sowie das anschließende Kauen haben mehr Kalorien erfordert, als mit dem Essen aufzunehmen waren.
--- 17. Tag ---

Nach einem eher mäßigen Frühstück verließen wir Tokaj über eine Brücke über den Fluss Theiß (Bild).

Hier haben wir auch gleich einen kleinen Umweg in Kauf genommen. Die nach Karte geplanten Straßen entpuppten sich als unauffindbare Feldwege, so dass wir uns doch für die etwas größeren Straßen entschieden.
Diese waren aber auch recht verkehrsarm. Uns stellte sich allerdings die Frage, ob wir den leider nur schlecht asphaltierten Radweg (Bild) neben der Straße nähmen oder auf der Straße blieben, auf der in regelmäßigen Abständen Schilder auftauchten, dass sie für Fahrradfahrer eigentlich verboten ist.

Wir konnten uns nicht entscheiden und wechselten häufig.
In einem kleinen Wohngebiet bei Gavavencsello fuhren wir parallel zur Hauptstraße über die Wirtschaftswege (Bild).
In Osteuropa wurden wir immer mal wieder von eigentümlichen und schwer beladenen Fahrzeugen überholt. In diese Kategorie fällt auch der mit Stroh vollständig überladene Mercedes, der uns noch am Vormittag auf einer kleinen Nebenstraße überholte (Bild).
Hinsichtlich der Orientierung war heute erhöhte Aufmerksamkeit gefragt. Die meisten Orte in der Umgebung begannen mit der Vorsilbe "Nyir". Wir konnten nicht in Erfahrung bringen, worauf sich diese Silbe bezog, schauten aber bei allen Ortsschildern genau hin (Bild).

Mittag machten wir vor einer öffentlichen Verwaltung in der Nähe eines Supermarkts in Nyirbogdany.
Im weiteren Verlauf des Nachmittags wurde es wieder sehr heiß und wir mussten unsere Getränkevorräte an einem Supermarkt auffüllen (Bild).
Gegen den gestrigen Touristenort war unser heutiger Zielort Nyirbator recht unspektakulär. Wir hatten Mühe ein ansprechendes Lokal zum Abendessen zu finden.

Letztlich landeten wir in einem Restaurant mit herrschaftlich eingerichtetem Speisesaal (Bild). Außer unserem war nur ein zweiter Tisch besetzt. Nach dem schlechten Rindfleisch vom Vortag beschränkten wir uns heute auf Hähnchenfleisch. Es war ein ausgesprochen leckeres Abendessen.
--- 18. Tag ---

In unserem Hotelzimmer in Nyirbator konnten wir genau einen deutschen Sender empfangen: RTL2.

Zum Fernsehprogramm passte das Wetter, nach dem Frühstück goss es in Strömen. Auf unserem Programm stand heute nur eine kürzere Etappe von etwa 70 km. Wir warteten daher auf besseres Wetter und zögerten die Abfahrt hinaus. Allerdings konnte uns das heimische Fernsehprogramm über Frauentausch und ungeschickte Heimwerker nicht lange begeistern, so landeten wir schließlich bei einem ungarischen Musiksender.

Gegen 11 Uhr wurde der Regen etwas schwächer und wir starteten mit unserer heutigen Etappe (Bild). Nach einer halben Stunde konnten wir die Regensachen ganz ausziehen und die dunklen Wolken zogen nach und nach ab.
Noch am Vormittag erreichten wir bei Vallaj die Grenze nach Rumänien. Kurz davor trafen wir noch ein Pärchen aus dem Baltikum, das mit dem Fahrrad noch bis in die Türkei weiter radeln wollte. Wir nutzten die Gelegenheit und ließen uns vor dem Staatseingangsschild fotografieren (Bild). Da wir morgens schon so viel getrödelt hatten, zogen wir flott weiter.
Schon auf den ersten Kilometern wirkte Rumänien ursprünglicher (Bild) als die zuletzt durchradelten Länder.

An den Straßenrändern konnten wir häufig Menschen sehen, teils als Selbstversorger mit ihrer Arbeit beschäftigt, aber auch in betagtem Alter einfach die Straße beobachtend.

Etwas überrascht waren wir über teilweise noch in deutsch übersetzte Hinweisschilder wie Zahnarzt, Restaurant oder ähnliches, die auf die Vergangenheit als Siebenbürgen (Transsylvanien) hindeuteten.
Die erstgrößere Stadt Carai (Bild) nutzten wir zum Mittagessen. Da wir kein entsprechendes Restaurant fanden, besorgten wir uns unser Proviant wieder im Supermarkt, unter anderem eine abgepackte, schon in Scheiben geschnittene Salami.

Und die hatte es in sich, bzw. um sich. Leider erst nach der vierten oder fünften Wurstscheibe haben Falko und ich die reißfeste Wurstpelle aus Plastik bemerkt, die wir bis dahin schon fleißig gegessen hatten. Etwas besorgt über den Kunststoffgehalt in Magen und Darm machten wir uns an die Weiterreise.
Auf der Hauptstraße bis Satu Mare waren recht viele Autos und LKWs unterwegs. Dafür war die Straße abschnittsweise frisch asphaltiert, bzw. kurz davor neu aufgebaut zu werden (Bild). So kamen wir schnell voran und erreichten Satu Mare schon gegen Nachmittag.
Die Stadt selbst bot einige Kontraste. Auffällig zunächst die monströsen Stahlbetonbauten aus sozialistischer Zeit, deren beste Tage bereits seit langem vergangen waren und die mit ihrer schmutzgrauen Färbung erschreckend bis abstoßend wirkten (Bild).
Im eigentlichen Stadtkern gab es aber auch einen kleinen Park, um den herum sich wenige historische Häuser erhalten haben, die gerade frisch restauriert wurden, unter anderem ein ehemaliges Hotelgebäude (Bild). Leider nicht unseres, wir waren in einem der typischen 1960er-Jahre-Bauten untergekommen.
Zum Abendessen in einem italienischen Restaurant (Al Capone) gelangten wir vom Hotel durch die Haupteinkaufsstraße, die durchaus ansehnliche Geschäfte bot (Bild).

Ich selbst hatte nach den zum Teil großen Fleischportionen der letzten Tage mal wieder richtig Appetit auf Nudeln und bestellte eine Lasagne. Und die war richtig gut, kein aufgetautes Massenprodukt sondern frisch zubereitet.
--- 19. Tag ---

Während in den zuletzt bereisten Ländern zumeist ein strikteres Rauchverbot in den Restaurants herrschte, als wir es aus Deutschland (außerhalb Bayerns) kennen, mussten wir uns in Rumänien umstellen.

Hier darf in den Hotels bereits zum Frühstück geraucht werden, so dass die entsprechenden Räumlichkeiten teilweise schon um 7:30 Uhr verqualmt sind. Nach den Autoabgasen vom Vortag hat sich aber auch hier unser Gesundheitszustand nicht merklich verschlechtert.
Satu Mare haben wir wieder über eine größere Hauptstraße verlassen. An der Stadtgrenze fiel uns mal wieder ein größerer Gewerbepark auf, in dem sich bisher nur eine westliche Firma niedergelassen hatte und der demzufolge noch viel Platz für weitere Auslagerungen bietet. Die Arbeitsplätze der Tourteilnehmer waren aber zum Glück auch nach dem Urlaub noch in Deutschland an alter Stelle vorhanden.

Um den Tag nicht nur an der Hauptstraße (Bild oben) zu verbringen, versuchten wir anhand unseres Kartenmaterials einige Umfahrungen über kleine Nebenstraßen zu finden. Das hat im ersten Anlauf auch gleich wunderbar geklappt. Nach einem schönen Streckenabschnitt landeten wir wie gewünscht wieder auf der Hauptstraße und steuerten den erstbesten Laden zum Auffüllen unserer Getränkevorräte an. Hier haben wir mit unseren Fahrrädern gleich das Interesse der noch jungen einheimischen Bevölkerung geweckt (Bild).
Weniger erfolgreich endete unser zweiter Versuch. Als Schuldigen machten wir im Nachhinein das Kartenmaterial aus:

Während die roten Hauptstraßen noch weitgehend richtig eingezeichnet waren, so stimmten bei den gelben mittelgroßen Straßen wenigstens noch Anfangs- und Endpunkt mit der Realität überein, aber bei den kleinen weißen Nebenstraßen war die Zuverlässigkeit der Karte mit der der Wettervorhersage vergleichbar.

Auch intensives Studieren der Karte (Bild) half uns letztlich nicht weiter.
Dies wollten wir anfangs nicht so recht wahrhaben und folgten den eingezeichneten Straßen auch dann noch, als sie sich als bloße Trampelpfade über Felder und Wiesen herausstellten und wir schieben mussten.

Zwischendurch fanden wir aber wieder einen passablen Weg, auch wenn uns teilweise das Kopfsteinpflaster mehr die Wirbelsäule massierte, als uns lieb war (Bild).
Von den starken Niederschlägen und Hochwassern, die Rumänien kurz vor unserem Urlaub heimgesucht hatten, waren noch auffällige Spuren zu sehen (Bild).

So konnte auf einigen Feldern und Wiesen das Wasser nicht ablaufen und das Land versumpfte.
Als größtes Fiasko erwies sich die gelbe Straße 196, die wir hinter Bogdand nach Ser verlassen wollten, um von dort wieder auf die rote 1f nach Zalau zu stoßen. Zunächst erwies sich die Straße als gut befahrbar (Bild) und wir waren frohen Mutes.
In Ser wurde die Qualität der Straße schon deutlich schlechter (Bild). Etwas unsicher wegen des weiteren Weges fragten wir einige Einheimische, die zwar alle sehr nett waren, aber so einige Probleme mit der Straßenkarte hatten. Irgendwie gab es für jede Richtung einen Befürworter.

Wir wollten auch noch nicht umdrehen, also vertrauten wir den Einheimischen und fuhren weiter.
Hinter Ser war der Weg dann gar nicht mehr als solcher zu erkennen und wir schlugen uns noch weiter durch die Felder (Bild). Erst als wir an einem Wald angelangten, und es dort überhaupt nicht mehr weiterging, beschlossen wir umzudrehen.

Dies bedeutete einen weiten Umweg zu nehmen. Die ganze Strecke über Ser und Bogdand mussten wir zurück fahren, um schließlich auf die 108f in Richtung Hauptstraße nach Zalau zu gelangen.
Damit war klar, dass heute eine unserer längsten Tagesetappen werden würde.

Auch die 108f war alles andere als in Bestform. Gleich zu Beginn war die Straße derart unterspült worden, dass man sie nur noch einseitig befahren konnte (Bild).
Auf dem Weg nach Zalau mussten wir noch einen Bergrücken überqueren. Auch die Wegqualität war nicht die beste (Bild).

Aufgrund der Aufregung bei der Wegfindung hatten wir unsere Getränkevorräte etwas vernachlässigt und schwitzten bei der Hitze des heutigen Tages mehr Flüssigkeit aus als wir nachtrinken konnten.

Noch schlechter erging es meinem tschechischen Fahrradständer. Auf der Bergspitze brach er nach genau 10 Tagen durch. Von jetzt an konnte ich mein Fahrrad nur noch anlehnen.
Uns blieb kaum Zeit zu verschnaufen, schließlich hatten wir noch über 30 km vor uns.

Leider zogen auch noch extrem dunkle Wolken auf, ein Gewitter kündigte sich an (Bild). Wir traten ordentlich in die Pedale.

Etwa 5 km vor unserem Hotel in Zalau setzten Regen und Gewitter dann wie erwartet ein. In der Nähe war eine Tankstelle, aber wir entschieden uns für beschleunigtes Weiterfahren. Zwischen Blitz und Donner waren noch entspannte 15 Sekunden.

Eine trügerische Sicherheit. Schon den nächsten Blitz konnten wir am Himmel mit allen Einzelheiten im Aufbau erkennen. Und der Donner kam gleichzeitig. Zum Glück schlug er irgendwo in der Nachbarschaft ein. Auch wenn es wegen der Randbebauung an der Straße nicht wirklich gefährlich war, so nötigten uns Gewitter und Blitz so viel Respekt ab, dass wir an der nächsten Tankstelle anhielten und uns unterstellten. Mittlerweile hatte der Platzregen auch eine Intensität angenommen, die für regelrechte Sturzbäche auf den Straßen sorgte.

Wir pausierten eine gute halbe Stunde an der Tankstelle, dann wollten wir uns an die letzten 2 km wagen. Doch aus der Traum. Falkos Hinterrad hatte mal wieder einen Platten, schon den dritten in diesem Urlaub. Der in Ungarn nachgekaufte Mantel war somit erwiesenermaßen nicht unplattbar. Bis zum Hotel schafften wir es aber noch mit einmal Aufpumpen.
--- 20. Tag ---

Am letzten Fahrradtag fällten wir die größte Fehlentscheidung gleich am frühen Morgen. Im Hotel hatten wir uns noch die Adresse eines Fahrradladens im Ort geben lassen, um mir einen neuen Fahrradständer zu kaufen und Falkos Hinterrad reparieren zu lassen.

Trotz Wegbeschreibung mussten wir lange suchen und uns durchfragen, weil der Fahrradladen sich als von außen nicht einsehbare Kellerwerkstatt in einem Hinterhof entpuppte. Während mein neuer Fahrradständer zumindest den letzten Tag sowie den Rückflug überlebte, hielt Falkos neues Hinterrad genau eine Sekunde. Unmittelbar nach dem Draufsetzen machte es Zisch und das Hinterrad war wieder platt, mittlerweile schon Platten Nummer vier.
Der Werkstattbesitzer ließ sich nicht lumpen und legte gleich den nächsten Schlauch ein. Dafür wollte er keine Bezahlung, zum Ausgleich kauften wir ihm wenigstens einen weiteren Ersatzschlauch ab. Etwas stutzig wurden wir nur, als der zusätzliche Schlauch teurer war als der erste inklusive Einbau und Aufpumpen. Für weitere Gedanken daran blieb aber keine Zeit, schließlich hatten wir schon genug Zeit verloren.

Wir verließen Zalau über eine gelbe Nebenstraße, mussten uns dafür aber zunächst durch eine vom gestrigen Regen aufgeweichte Matschpiste durchquälen. Schutzbleche und Bremsen waren danach so verdreckt, dass wir ohne eine viertelstündige Reinigung nicht weiterfahren konnten. Nach etwas holprigem Start erwies sich die heutige Etappe aber als sehr schön. Nach dem ersten Anstieg bot sich noch ein schöner Blick auf Zalau (Bild oben).
Die weiteren Straßen waren kaum befahren und gut asphaltiert (Bild oben). Gegenüber der kürzesten Verbindung zwischen Zalau und Cluj-Napoca mussten wir aber einen gehörigen Umweg zurücklegen.

Insgesamt waren wir wegen der Verzögerungen am Morgen recht spät dran, kamen aber bei strahlend blauem Himmel und wenig Verkehr (Bild) jetzt gut voran.

Bei Jibou stießen wir für ein kurzes Stück auf eine Hauptstraße, anschließend wurde die Straße wieder ruhiger. Nach gut 30 km ließ der Druck auf Falkos Hinterrad wieder nach. Diesmal ein Schleichplatten, insgesamt Platten Nr. 5. Am letzten Tag dachten wir, ohne Schlauchwechsel auszukommen und pumpten ab sofort das Hinterrad im 10-km-Takt wieder auf.
Unsere Mittagspause machten wir an einem Rastplatz neben einem kleinen Lädchen. Hier trafen sich junge LKW-Fahrer, die Dorfjugend und eben wir. Wir genossen den Schatten unter dem Sonnenschirm und machten eine längere Rast.

Die weitere Strecke führte uns wieder über kleinere Nebenstraßen, die Straßenqualität nahm deutlich ab. Zunächst hatten wir es wieder mit Betonplatten zu tun, über deren Fugen wir im 5-m-Abstand hoppelten. Später mussten wir noch einen Berg über einen nicht befestigten Waldweg überqueren (Bild). Unsere Reifen klebten nahezu auf dem vom gestrigen Regen noch feuchten Bodenbelag fest.
Als wir mühsam die Bergkuppe erreicht hatten, waren wir froh.

Der Aufstieg hatte uns viel Zeit gekostet und wir haben uns unterwegs Sorgen gemacht, überhaupt noch vor 20:00 Uhr in Cluj-Napoca anzukommen. Nach einer Abfahrt über Geröll war die Straße im weiteren Verlauf glücklicherweise wieder gut asphaltiert, so dass wir unsere Geschwindigkeit nach oben schrauben konnten (Bild).
Wir kamen an den letzten Abzweig in Richtung Cluj-Napoca, von dem es über 30 km fast nur noch geradeaus weiterging (Bild). Die Stadteinfahrt sollte von Norden erfolgen, damit wir das Handywerk, dessen Name in Bochum niemand mehr aussprechen mag, möglichst weiträumig umfahren.

Mittlerweile hatte der Himmel die dunkle Färbung des Vorabends angenommen, es kündigte sich wieder ein Gewitter an. Kurz vor dem nächsten Anstieg mussten wir wieder Falkos Hinterrad aufpumpen. Diesmal ohne Erfolg, der Schlauch schien endgültig defekt zu sein und musste ausgetauscht werden. Bei Betrachten des alten Schlauches fiel uns auf, dass dieser bereits einmal geflickt war und an dieser Stelle undicht wurde. Die günstigen Preise der rumänischen Fahrradwerkstatt resultierten also aus dem Einbau gebrauchten Materials. Wir ärgerten uns kurz, den Schlauchwechsel am Morgen nicht gleich selbst vorgenommen zu haben und fuhren weiter. Für lange Pausen war nun keine Zeit mehr, schließlich wollten wir vor dem drohenden Gewitter noch möglichst weit kommen.
Etwa 15 Kilometer vor dem Zentrum erreichten wir das Ortseingangsschild. Auch hier nur ein kurzer Stopp für das obligatorische Zielort-Eingangs-Foto (Bild) und rasch wieder aufs Rad geschwungen.

Es war wie gestern, mit Erreichen des Zentrums setzte starker Regen ein und für die letzten drei Kilometer mussten wir noch unsere Regenjacken anziehen.

Das diesjährige Tourabschlussessen genehmigten wir uns bei einem angesagten Italiener in Cluj-Napoca. Es war brechend voll und laut. Den Vorrat an leckerem Wein hatten wir bereits nach einem Glas geleert, die Lasagne war nicht halb so gut, wie noch vor zwei Tagen. Ein typisches Abschiedsessen halt.
--- Rückreise ---

Da unser Rückflug erst am Nachmittag nach Frankfurt ging, konnten wir morgens noch die Altstadt von Cluj-Napoca besichtigen und uns in ein Cafe setzen.

Vom Zentrum mussten wir nur noch 15 km bis zum Flughafen radeln. Falko hatte über Google-Earth einige Feldwege ausfindig gemacht, die uns eine angenehme Anreise ermöglichen sollten. Recht bald standen wir jedoch vor einem eingezäunten Gelände, mussten umdrehen und landeten schließlich doch auf der Hauptstraße. Wir erinnerten uns an den dritten Tag, an dem uns Google zu einem abgesperrten Werksgelände geführt hatte.

Den größten Aufreger des Tages bot allerdings der Flughafen. Wir hatten unseren Rückflug bei der rumänischen Tarom gebucht. Diese war erst kurzfristig in die Allianz von Air France und KLM aufgenommen worden, so dass die freundlichen Mitarbeiter noch nicht so gut über die aktuellen Beförderungsbedingungen für Gepäck informiert waren. Zunächst sollten wir die Räder gratis aufgeben können, jedes weitere Gepäckstück sollte aber 50 € kosten. Da waren wir mit insgesamt 8 Fahrradtaschen natürlich schlecht aufgestellt, so dass wir einiges umpackten. Gleichzeitig mussten wir aufpassen, im Handgepäck kein Fahrradwerkzeug oder ähnlich Gefährliches zu belassen. Nach dem Umpacken wurden uns dann die neuen Beförderungsbedingungen mitgeteilt. Jedes Fahrrad 100 € und Restgepäck ohne Probleme. Unsere Umpackaktion stellte sich somit als überflüssig heraus. Fahrräder gaben wir wie üblich am Sperrgepäckschalter ab.

Der eigentliche Ärger fing allerdings erst kurz vor dem Boarden des Flugzeugs an. Wegen angeblicher Probleme mit unseren Rädern wurden wir aus der Wartezone in die Katakomben des Flughafens gelotst. Dort standen unsere Fahrräder und ein großer Scanner, der leider nicht groß genug war, um unsere Räder zu durchleuchten. Wir wurden aufgefordert, unsere Räder zu demontieren, damit die Einzelteile in den Scanner passten. Wir lehnten dankend ab, woraufhin uns die nun nicht mehr freundliche Tarom-Mitarbeiterin fragte, ob wir in der Stadt jemanden kennen würden, der uns die Fahrräder als Fracht versenden könnte. Das fanden wir nun nicht mehr so lustig, schließlich hatten wir ja einen Beförderungsvertrag mit Tarom und die Fahrradmitnahme bei der Buchung in Deutschland extra noch bestätigen lassen.

Nach einigem hin und her versuchten wir es mit dem Vorderradausbau bei Falkos und Marions Rad. Anschließend passten die Räder tatsächlich durch den Scanner. Mein Problem war, dass ich ohne den im Vorjahr in Helsinki (ironischerweise wegen der Fahrradschäden nach dem letzten Flug mit airberlin) gekauften 15-€-Schlüssel das Vorderrad nicht demontieren konnte. Diesen hatte ich aber bereits im Gepäck aufgegeben, so dass ein Flughafenangestellter noch meine gelbe Fahrradtasche schnellstmöglich vor dem Beladen des Flugzeugs suchen musste. Irgendwie klappte dann auch alles noch.

Nach diesen Erlebnissen rechneten wir bei der Gepäckausgabe in Frankfurt mit dem Schlimmsten. Doch wir hatten Glück, alle Fahrräder waren unbeschädigt und auch meine gelbe Fahrradtasche mit dem Fahrradwerkzeug hatte ihren Weg zurück ins Flugzeug gefunden.

seit 25.03.1999
Letzte Änderung: 26.06.2013